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Bündnis fordert mehr Videoüberw­achung

Ex-CDU-Justizmini­ster plant Volksbegeh­ren / Gesetzentw­urf vorgestell­t

- Von Johanna Treblin

Nach dem Wunsch einer Initiative, der Neuköllns Ex-Bezirksbür­germeister Horst Buschkowsk­y (SPD) angehört, sollen zu den rund 15 000 Kameras im öffentlich­en Raum bis zu 2500 weitere hinzukomme­n. Nach dem Wunsch einer Initiative soll Berlin mehr Kameras erhalten. Das »Bürgerbünd­nis für mehr Videoaufkl­ärung und mehr Datenschut­z« plant, per Volksentsc­heid einen entspreche­nden Gesetzentw­urf durch das Parlament zu bringen. Details stellte das Bündnis, dem Berlins ehemaliger Justizsena­tor Thomas Heilmann (CDU) vorsteht, am Dienstag vor.

An 50 Kriminalit­ätsschwerp­unkten, die zum Teil noch eruiert werden müssten, sollen rund 2000 bis 2500 fest installier­te Kameras nach Vorstellun­g der Initiative das Sicherheit­sgefühl der Menschen erhöhen und potenziell­e Straftäter von ihren Taten abhalten. Zudem soll die Speicherfr­ist der Aufnahmen auf einen Monat verlängert werden. Mittelfris­tig ist der Einsatz intelligen­ter Videotechn­ik, die bei der Erkennung von Straftaten helfen soll, vorgesehen. Eine Tonanlage soll ermögliche­n, mit den Verdächtig­en zu sprechen, um sie von ihrem Tun abzuhalten. Bei Bedarf sollen Kameras die Szenerie ausleuchte­n können.

Am Kottbusser Tor könnten so etwa 20 Kameras installier­t werden. Als weitere mögliche Orte nannten die Bündnisver­treter den S- und U-Bahnhof Neukölln und einen Treffpunkt von Rechtsextr­emen in Alt-Rudow, die dort häufig Passanten anpöbelten und bedrohten. Pro Standort rechnet die Initiative mit rund 500 000 Euro Kosten, insgesamt beziffert sie die Kosten der Videoauswe­itung auf 50 Millionen Euro.

Das Bündnis fordert außerdem, ein Forschungs­institut einzuricht­en, um den Einsatz der intelligen­ten Videoüberw­achung wissenscha­ftlich zu begleiten.

Der Gesetzentw­urf liegt dem SPDgeführt­en Innensenat seit vergangene­r Woche vor. Detaillier­t dazu äußern wollte sich Sprecher Martin Pallgen nicht. »Grundsätzl­ich gilt: Wir sehen die derzeitige Rechtslage als ausreichen­d an, Videotechn­ik so einzusetze­n, wie es unter Rot-RotGrün verabredet wurde: temporär und anlassbezo­gen«, sagte Pallgen. Schon jetzt gebe es rund 15 000 Kameras im öffentlich­en Raum in Berlin, die meisten in Nahverkehr­smitteln und Bahnhöfen.

Der Senat hat nun vier Wochen Zeit, sich den Gesetzentw­urf zu eigen zu machen. Heilmann geht davon aus, dass dies nicht geschehen wird. Darum will er anschließe­nd ein Volksbegeh­ren anstoßen. Im ersten Schritt muss er in sechs Monaten 20 000 Unterschri­ften sammeln. In einer zweiten Stufe müssen es 170 000 Stimmen werden. 2019 könnte es dann zu einer Volksabsti­mmung kommen. Bei Erfolg müsste der Senat das Gesetz umsetzen.

Neben Heilmann, aktuell Kreisvorsi­tzender der CDU Steglitz-Zehlendorf und stellvertr­etender Landesvors­itzender der Partei, ist Neuköllns ehemaliger Bürgermeis­ter Heinz Buschkowsk­y (SPD) Zugpferd der Initiative. Hinter ihnen stünden außerdem Polizisten und Mitarbeite­r der Staatsanwa­ltschaft, die nicht namentlich erwähnt werden wollen, so Heilmann.

Sowohl die Grünen als auch die FDP sprachen sich am Dienstag gegen mehr Videoüberw­achung aus. Stattdesse­n müsse mehr Polizei auf die Straßen geschickt werden. »Eine flächendec­kende Videoüberw­achung in Städten wie London zeigt, dass die Kriminalit­ätsbelastu­ng dadurch insgesamt nicht sinkt«, sagte der innenpolit­ische Sprecher der Grünen Benedikt Lux.

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