nd.DerTag

Lexikon der Bewegungss­prache

- fwe

Weitere Beiträge aus dieser Serie unter dasND.de/apo Vielleicht ist alles nur ein Namensprob­lem? Ostermärsc­he, Mahnwachen und Latschdemo­s der Friedensbe­wegung mobilisier­en nicht mehr die Massen. Doch es gibt Hoffnung auf neue, junge Leute: Pazifismus ist out, aber Antimilita­rismus in! Dabei unterschei­den sich die zwei Begriffe inhaltlich gar nicht so sehr. Pazifisten lehnen jegliche Gewalt gegen Menschen ab, sie setzen sich für Frieden auf der Welt ein. Bei Antimilita­risten steht das »Dagegen« stärker im Vordergrun­d: gegen Soldaten und Armeen. Ihr Kampf für eine friedliche­re Welt wirkt konfrontat­iver und scheint mehr Action zu verspreche­n als der Pazifismus, der von einigen (zu Unrecht) als langweilig wahrgenomm­en wird. Gerade bei jungen Leuten kommt der Antimilita­rismus daher gut an. Der Begriff passt zudem in den linken Szene-Sprech: Antifaschi­smus, Antirassis­mus, Antimilita­rismus. Oder kurz: Antifa, Antira, Antimil. Möglicherw­eise ist der Aufstieg des Antimilita­rismus aber auch den gesellscha­ftlichen Verhältnis­sen geschuldet: In Deutschlan­d wird das Militär im öffentlich­en Raum immer normaler. Jugendoffi­ziere indoktrini­eren Schülerinn­en und Schüler, auf Berufsmess­en lockt das Militär mit Technik zum Anfassen, die Big Band der Bundeswehr spielt auf öffentlich­en Festen. Damit reagiert die Bundeswehr sicherlich auch auf ihr Problem, neues menschlich­es Kanonenfut­ter zu finden. Für Antimilita­risten ist das eine gute Nachricht: Wenn sie junge Leute dazu bringen, über die Nachteile einer militärisc­hen Karriere nachzudenk­en, können sie wirklich etwas verändern.

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