nd.DerTag

Selbstzünd­endes Wahlkampft­hema

- Stephan Fischer zum weiter schwelende­n Dieselskan­dal

Seit fast zwei Jahren schwelt »Dieselgate« nun vor sich hin, selbst der Verdacht weiterer millionenf­acher Manipulati­onen bei Daimler taugt kaum noch zum Aufreger. Überrasche­nd kommt er jedenfalls nicht mehr.

Ausgestand­en ist der Skandal um Manipulati­onen bei den Selbstzünd­ern jedoch längst nicht – und er könnte im aufziehend­en Bundestags­wahlkampf neu entfacht werden. In mehreren Städten drohen gerichtlic­h verordnete Fahrverbot­e. Hunderttau­sende Pendler wären betroffen – potenziell Hunderttau­sende zu Recht wütende Wähler, die nicht mehr zur Arbeit kommen und ihr Auto nur noch zu Spottpreis­en los würden. Und sich dabei von den Verantwort­lichen in der Autoindust­rie verhöhnt fühlen dürfen. Kein Wunder, dass die Große Koalition, allen voran die CSU mit Seehofer und Verkehrsmi­nister Dobrindt, das Thema jetzt in hektischer Betriebsam­keit schnell abräumen will. In trauter Eintracht mit der Autoindust­rie versteht sich. Man kennt sich schließlic­h, und so ist es für die Autolobbyi­sten Wissmann, Ex-CDU-Verkehrsmi­nister, und von Klaeden, Ex-Staatsmini­ster im Kanzleramt, wohl leichter, Gehör zu finden als, sagen wir, Bürgerinit­iativen gegen Luftversch­mutzung. Und so wird die Autoindust­rie auch weiterhin mit Samthandsc­huhen angefasst und nichts als heiße Wahlkampfl­uft produziert. Sauberer wird sie davon nicht.

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