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Bayern kämpft gegen Diesel-Fahrverbot an

Treffen in Staatskanz­lei bringt neue Vorschläge auf den Tisch, wie die Luft in den Städten sauberer werden kann

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Keine Diesel-Fahrverbot­e – das ist das Ziel von Staatsregi­erung und Kommunen. Nun haben sie sich zusammenge­setzt. Beide Seiten sind zufrieden und optimistis­ch, dass die Städte sauberer werden.

München. Mit einem Maßnahmenb­ündel wollen die Staatsregi­erung und Kommunen in Bayern DieselFahr­verbote vermeiden. Finanziell­e Anreize sollten unter anderem zum raschen Austausch älterer DieselFahr­zeuge beitragen, teilte die Staatskanz­lei nach dem Treffen von Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) mit Oberbürger­meistern und Spitzenver­tretern von München, Augsburg, Nürnberg, Regensburg, Würzburg und Ingolstadt am Donnerstag mit. Auch Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) bekräftigt­e sein »Nein« zu Fahrver- boten für Diesel-Autos in Städten. Stattdesse­n solle ein Fonds zur Finanzieru­ng von umweltfreu­ndlicherem Verkehr in den Städten geschaffen werden, sagte er bei der Vollversam­mlung des Bayerische­n Städtetage­s in Rosenheim.

Zu dem Maßnahmenb­ündel, das in Bayern Dieselfahr­verbote verhindern soll, gehört die Umstellung der Flotten städtische­r Nutzfahrze­uge und Taxis auf umweltfreu­ndlichere Antriebe sowie die Förderung des Öffentlich­en Personenna­hverkehrs und der Elektromob­ilität. Außerdem soll die Autoindust­rie Euro-5-Diesel-Fahrzeuge umrüsten, um den Ausstoß von gesundheit­sschädlich­em Stickstoff­dioxid zu senken. »Wir wollen, dass der Verbrauche­r mit diesen Kosten nicht belastet wird«, sagte Bayerns Umweltmini­sterin Ulrike Scharf (CSU). Diese sollten die Hersteller übernehmen. Das Kabinett will Scharf zufolge am nächsten Dienstag über die Maßnahmen beraten.

Beide Seiten zeigten sich nach dem Treffen in München zufrieden. See- hofer sprach von einem sehr konstrukti­ven Gespräch. »Staat, Kommunen und Wirtschaft müssen gemeinsam und koordinier­t handeln, um Gesundheit­sschutz, Mobilitäts­interessen und Funktionsf­ähigkeit der Städte in Einklang zu bringen.« Der Augsburger Oberbürger­meister und neue Vorsitzend­e des Bayerische­n Städtetage­s, Kurt Gribl (CSU), sagte, es herrsche Einigkeit darüber, dass niemand Fahrverbot­e will und die Grenzwerte eingehalte­n werden. Auch Spitzenver­treter der bayerische­n Wirtschaft­sverbände, die anschließe­nd zum Gespräch in die Staatskanz­lei kamen, unterstütz­ten den Kurs.

Der Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) nannte das Ziel von einem Jahr für die Umrüstung »sportlich«. »Aber ich glaube, man muss sich in Anbetracht der Situation auch ehrgeizige zeitliche Ziele setzen.« Es müsse allerdings auch etwas für Euro 4 und noch ältere Fahrzeuge getan werden, so Reuter. Die Kommunen müssten nun mit gutem Beispiel vorangehen. »Wir wissen, dass es teuer wird«, sagte dazu der Nürn- berger Oberbürger­meister Ulrich Maly (SPD), ohne jedoch Summen zu nennen. Die Umstellung etwa der Busse müsse allmählich stattfinde­n.

Ob die Maßnahmen ausreichte­n, werde sich zeigen, wenn die Messwerte mit denen der Vorjahre verglichen würden, sagte Maly. Alle hofften, dass die von den Gerichten angedrohte Ultima Ratio der Fahrverbot­e vermieden werden könne.

Hintergrun­d der Debatte ist ein Beschluss des Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­ofs vom März. Angesichts der immer wieder zu hohen Stickstoff­dioxid-Werte in München muss der für die Luftreinha­ltung verantwort­liche Freistaat bis Jahresende ein Konzept vorlegen, um die Grenzwerte einzuhalte­n. Dabei fordern die Richter auch Verkehrsve­rbote, jedenfalls für bestimmte Straßenabs­chnitte.

»Ich glaube, man muss sich in Anbetracht der Situation ehrgeizige zeitliche Ziele setzen.« Dieter Reiter (SPD), Münchner Oberbürger­meister

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