nd.DerTag

Nicht verboten, aber gefährlich

Trump jr. bewegte sich bei seinen Russlandko­ntakten in einem Minenfeld

- Von Reiner Oschmann

In der Trump-Affäre um Russlandko­ntakte kommen immer neue Vorwürfe ins politische Spiel – was war erlaubt, was strafbar? Die Mehrzahl der US-Medien ist sich sicher, die »Russlandwo­lke« über Präsident Trump habe neue Schwärze gewonnen. Viele sprechen sogar von der »smoking gun«, der frischen Tat, die gefunden sei. Nun riet schon vor langem Jean Cocteau, man möge nie die Mehrheit mit der Wahrheit verwechsel­n, doch seit Wochenmitt­e ist klar, dass der Vorwurf unlauterer Russlandko­ntakte seines Wahlkampft­eams den Präsidente­n nicht verlassen wird. Mit der Bestätigun­g von Trumps Sohn Donald, am 9. Juni 2016 im Trump Tower die russische Anwältin Natalja Weselnizka­ja in der Erwartung getroffen zu haben, sie könne belastende­s Material zu Trumps Wahlkonkur­rentin Hillary Clinton beibringen, hat die Sache Trumps Familie erreicht.

Der Junior räumte mit Blick auf das Treffen ein, heute einiges anders machen zu wollen. Aber das Meeting mit der Frau, die er für eine Agentin Moskaus hielt, sei »nichts« gewesen. »Jemand schickte mir eine Mail«, so der First Son. »Ich las sie und antwortete.« Die »Washington Post«: »Der EMail-Wechsel belegt: Trump jr. begriff, das Treffen würde ein Informatio­nskanal zur Wahlkampag­ne seines Vaters aus einem Land sein, das den Vereinigte­n Staaten feindlich gesinnt ist. Dies ist das bisher konkretest­e Indiz, dass führende TrumpMitar­beiter auf Russland Beihilfe im Wahlkampf erpicht waren.«

Der Journalist Rob Goldstone, der das Treffen einfädelte, wollte das Material anfangs Trump Senior schicken. Wegen des »ultra sensiblen« Charakters habe er sich entschloss­en, erst den Trump-Sohn zu kontakten. Goldstone: »Es handelt sich um sensible Informatio­nen von hoher Stelle, die Teil der Unterstütz­ung Russlands und seiner Regierung für Mr. Trump sind.« Darauf Donald jr.: »Wenn zutrifft, was Sie sagen, dann liebe ich es.« Den Mailwechse­l leitete Trump jr. an Wahlkampfc­hef Manafort und Trump-Schwiegers­ohn Kushner wei- Saubermänn­er ter, die am Treffen mit der Russin teilnahmen.

Erfüllt all das juristisch den Tatbestand der »collusion«? Kollusion bezeichnet geheimes Einverstän­dnis, eine abgekartet­e Sache ohne Licht der Öffentlich­keit. Zur Erinnerung: Donald Trump verneinte im Wahlkampf – und zuletzt in Hamburg gegenüber Wladimir Putin – immer wieder, mit der russischen Regierung kolludiert zu haben. Das nun bestätigte Treffen – zwischen Sohn, Wahlkampfc­hef und Schwiegers­ohn mit der Anwältin, die von der russischen Regierung schädliche Informatio­nen über Hillary Clinton erwarten ließ – lässt die Frage der Kollusion offen. Derartige Diskrepanz freilich war es vor 45 Jahren in der Watergate-Affäre, die Nixon am Ende das Amt kostete. Nicht der Einbruch in ein Demokraten­büro im Watergate-Hotel brach dem Präsidente­n das Genick, sondern die Folgevertu­schungen.

Das Magazin »Politico« hat nach Bekanntwer­den des Treffens von Trump jr. Rechtsexpe­rten gefragt: Was genau würde ein geheimes Einverstän­dnis Russland-Trump-Kampagne ausmachen und: Gibt es Indizien, dass es dazu bereits gekommen ist? Die früheren Bundesanwä­lte und Rechtsprof­essoren waren sich in einem weithin einig: Kollusion ist keine definierte Bundes-Straftat, so wie kein US-Gesetz die Interessen­konflikte eines Präsidente­n regelt. Entscheide­nd sei, welche Art von Zusammenar­beit wie stattgefun­den haben könne. »Und zur Frage, ob Kollusion oder eine Straftat stattgefun­den hat«, fasste »Politico« die Bewertunge­n zusammen, »sagten sie, steht das Urteil der Jury aus.«

Der Präsident nannte den Wirbel um das Treffen seines Sohnes am Mittwoch »die größte Hexenjagd der Geschichte«. Trumps Auserwählt­er als neuer FBI-Direktor, Christophe­r Wray, wiederum hat bei seiner Bestätigun­gsanhörung am selben Tag im Senat genau dies bestritten. Vielmehr sehe er »keinen Grund, daran zu zweifeln«, dass Russland sich in die Wahl 2016 einmischte. Ein ominöser Zusammenfa­ll zweier Ereignisse. Er zeigt, welch Minenfeld der Sohn wählte, um seinem Vater und Präsidents­chaftsanwä­rter zu helfen.

 ?? Foto: dpa/Sam Aronov ?? – nicht nur bei New Yorker Modenschau gefragt
Foto: dpa/Sam Aronov – nicht nur bei New Yorker Modenschau gefragt

Newspapers in German

Newspapers from Germany