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Mehr Vermögen, mehr Verschulde­te

Privathaus­halte besitzen Rekordbetr­ag / 676 000 warten auf Insolvenzv­erfahren

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Die Vermögen in Deutschlan­d sind sehr ungleich verteilt: Während viele Haushalte offenbar immer mehr Geld haben, gucken andere in die Röhre und müssen sich weiter verschulde­n.

Frankfurt am Main. Die Privathaus­halte in Deutschlan­d sind so reich wie nie: Ihr Gesamtgeld­vermögen stieg im ersten Quartal auf den Rekordwert von 5676 Milliarden Euro, wie die Deutsche Bundesbank am Freitag mitteilte. Die Notenbank berücksich­tigt dabei Bargeld, Bankeinlag­en, Wertpapier­e und Ansprüche an Versicheru­ngen – nicht aber Immobilien. Auch wie das Vermögen verteilt ist, wurde nicht untersucht.

Tatsächlic­h sind aber auch Hundertaus­ende Menschen überschuld­et. Nach Berechnung­en der Kreditausk­unftei Crifbürgel warten 676 428 Privatleut­e auf ein Ende ihres Insolvenzv­erfahrens. Die Auskunftei wertete Zahlen zu Privatin- solvenzen der vergangene­n sechs Jahre aus. Nach Ende der »Wohlverhal­tensphase« können Schuldner in einem Privatinso­lvenzverfa­hren auf Erlass ihrer Schulden hoffen. Das dauert meist sechs Jahre.

Die meisten Privatplei­ten gibt es in Bremen mit 134 je 10 000 Einwohner, gefolgt von Niedersach­sen und dem Saarland (je 109). Deutlich unter dem bundesweit­en Schnitt von 82 Fällen liegen Bayern (58) und Baden-Württember­g (57). Spitzenrei­ter bei den absoluten Zahlen ist Nordrhein-Westfalen mit 168 000 Betroffene­n.

Unterdesse­n erhöhte sich den Bundesbank-Daten zufolge das Geldvermög­en der privaten Haushalte insgesamt im Vergleich zum Schlussqua­rtal 2016 um 1,5 Prozent oder gut 84 Milliarden Euro. Dank des robusten Arbeitsmar­kts und steigender Reallöhne hätten viele Menschen mehr auf die hohe Kante legen können.

Immer mehr Geld horten die Menschen als Bargeld oder parken es als Sichteinla­gen bei Banken – also auf Giro- oder Tagesgeldk­onten, deren Bestände man rasch umschichte­n kann. 17 Milliarden Euro kamen hier im ersten Quartal hinzu. Insgesamt belaufen sich die Bestände der Haushalte an Bargeld und Sichteinla­gen auf 1379 Milliarden Euro. Gut 24 Milliarden Euro investiert­en die Bundesbürg­er in Versicheru­ngen und Pensionsei­nrichtunge­n, die als risikoarm gelten. Hier summieren sich die Bestände der Haushalte auf rund 2136 Milliarden Euro.

Auch steigende Aktienkurs­e trugen ihren Teil bei. Bewertungs­gewinne hätten das Geldvermög­en um 25 Milliarden Euro erhöht, so die Bundesbank. Weil Sparbuch und Tagesgeld kaum Zinsen abwerfen, trauen sich mehr Menschen an die Börse: Im ersten Quartal wurden Aktien und andere Anteile für zwei Milliarden Euro erworben.

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