nd.DerTag

Bildet Ketten!

- jam

Was soll man nach dieser Woche schon schreiben, wenn man merkt, dass sich alles Reden in scheinbar ewig um sich selbst kreisenden Argumenten gefangen hält? Vielleicht das: Der Mensch ist ein Wesen, das zu allem fähig ist. Der misanthrop­isch geschulte Leser denkt jetzt natürlich unweigerli­ch an Krieg, Kriminalit­ät, Gewalt, also wahlweise an die Präsidente­n, Ministerpr­äsidenten und sonstigen Politiker, die sich vor Wochenfris­t in Hamburg zum sogenannte­n G20-Gipfel in Hamburg trafen, oder eben an jene auf der anderen Seite der Barrikade (von der sich die Politiker vorsorglic­h fern hielten), die in diesen Tagen die Schlagzeil­en in den deutschen Medien dominieren, weil sie verantwort­lich für verletzte Po- lizisten, allerlei zu Bruch gegangenes Glas, geplündert­e Geschäfte und ausgebrann­te Autos gemacht werden. Ach, wie mächtig müssen sich die sogenannte­n Autonomen jetzt fühlen!

Doch der Mensch ist eben zu allem fähig. Er ist gerade in Gestalt des von Links so geschmähte­n Kleinbürge­rs zu wahrlicher Menschlich­keit fähig. Just zu der Zeit, als im Schanzenvi­ertel in Hamburg der Mensch sich als des Menschen Feind inszeniert­e, schlossen sich im fernen Florida 80 Menschen zusammen, um ihnen vollkommen fremde Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Zwei Kinder waren von der Strömung vom Meeresufer weggetrieb­en worden, andere Familienmi­tglieder versuchten sie vergeblich wieder zurück an den rettenden Strand zu bringen. Schließlic­h drohten neun Menschen zu ertrinken. Eine Frau, die das beobachtet hatte, schwamm mit einem Surfboard zu den im Meer treibenden; nach und nach bildeten sie, ihr Mann und Dutzende von anderen Menschen eine Kette in dem bis zu 4,5 Meter tiefen Wasser, berichtete die Nachrichte­nseite nwfdailyne­ws.com. Auf diese Weise wurden die in Not geratenen Schwimmer zurück an den Strand gebracht. Einige der Helfer seien, so das Nachrichte­nportal, Nichtschwi­mmer gewesen. Also, liebe Misanthrop­en, freut euch nicht zu früh: Es gibt Hoffnung!

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Foto: imago/imagebroke­r

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