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Zoos in NRW rüsten gegen Wilderer auf

Vor allem Nashörner sollen besser geschützt werden

- Von Kristin Kruthaup, Krefeld

Amiri, Jane und die anderen Nashörner im Zoo Münster in Nordrhein-Westfalen leben künftig in einem Hochsicher­heitstrakt. Schon jetzt wird ihr Gehege zum Teil per Video überwacht. Momentan werde aber über Alarmanlag­en und Bewegungsm­elder nachgedach­t, sagt Stefanie Heeke vom Allwetterz­oo Münster, in dem vier Breitmauln­ashörner leben. Der Grund für die Sorge: Wilderer gehen nicht mehr nur in Afrika auf Jagd nach den unter Artenschut­z stehenden Nashörnern. Sie machen auch vor Zoos in Europa nicht halt. Nashörner stehen weltweit unter Artenschut­z.

»Alle Zoos haben das Thema seit dem Vorfall von Paris auf der Agenda«, erklärt Julia Kögler vom Verband der Zoologisch­en Gärten (VDZ). Im Tierpark Thoiry westlich von Paris hatten Unbekannte im März in einem Nashorngeh­ege ein Tier getötet. Anschließe­nd trennten die Täter das Horn des Tieres ab und nahmen es mit.

Das Horn ist auf dem Schwarzmar­kt mehrere Zehntausen­d Euro wert, sagt Stefanie Heeke. Ihm würden in Teilen Asiens fast magische Kräfte zugeschrie­ben. So soll es nicht nur Krebs heilen, sondern auch die Potenz erhöhen. »Bei einigen ist es auch ein Statussymb­ol, so ein kostbares Horn zu besitzen«, so Heeke.

Nach dem Vorfall bei Paris hatte der Europäisch­e Zooverband alle Zoos in Europa über das Geschehen informiert und geraten,

Im Tierpark Thoiry bei Paris wurde im März ein Nashorn getötet, das Horn stahlen die Täter.

die Sicherheit­smaßnahmen zu erhöhen. In Nordrhein-Westfalen haben laut VDZ sechs Zoos Nashörner, bundesweit sind es 19 Zoos.

Etwa vier Jahre vor dem Einbruch im Tierpark Thoiry wurde laut Heeke in einem Museum in Großbritan­nien bereits ein solches Horn entwendet. Seitdem gebe Münster die Videoüberw­achung des Nashorngeh­eges. Nun habe der Zoo erneut Gutachten eingeholt und will die Sicherheit­smaßnahmen verstärken. Wie genau das aussehen soll, will Heeke nicht verraten.

Auch in Deutschlan­d gab es bereits in der Vergangenh­eit in Naturkunde­museen und Universitä­tsinstitut­en mehrere Diebstähle von Hörnern von Nashörnern. So wurden zum Beispiel 2012 zwei Hörner von Nashörnern im Museum in Offenburg (Ortenaukre­is) gestohlen. Davor waren Hörner bereits aus Museen in Bad Säckingen (Kreis Waldshut) und Heidelberg entwendet worden. In deutschen Zoos ist – soweit bekannt – so etwas noch geschehen.

Der Zoo Krefeld, in dem drei Spitzmauln­ashörner zu Hause sind, ist zur Sicherheit aber auch bereits aktiv geworden. »Wir haben unsere Sicherheit­svorkehrun­gen am Nashorn-Gehege deutlich verstärkt«, erklärt Petra Schwinn, Sprecherin des Zoos in Krefeld. Denn bei den Diebstähle­n würden keine Anfänger aktiv: »Das ist organisier­te Kriminalit­ät, wo man es mit absoluten Profis zu tun hat«, betont Schwinn. Auch sie will keine Details zu den neuen Sicherheit­svorkehrun­gen verraten. In dem Zoo sind im Jahr 2015 Goldene Löwenäffch­en und Hyazinth-Aras gestohlen worden.

Die Wilderei in Afrika hat laut VDZ in den letzten zehn Jahren extrem zugenommen. »Es werden 1300 Nashörnern jährlich in Afrika gewildert«, sagt Kögler. Jetzt schwappe das Problem nach Europa hinüber.

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