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Zwei Unternehme­r wollen sich Bremer City teilen

Während die rot-grüne Landesregi­erung begeistert ist, reagieren die LINKE und auch die CDU verhalten

- Von Alice Bachmann, Bremen

Die Bremer sind der ewigen Baustellen in der City zunehmend müde. Jetzt gibt es Pläne, die halbe »gute Stube« rigoros umzugestal­ten. Die privaten Initiatore­n greifen dabei auch nach öffentlich­em Grund. Wenn es nach den Plänen der Bremer Kaffee-Dynastie Jacobs und des internatio­nal agierenden Bremer Bauunterne­hmers Kurt Zech geht, wird der halbe Innenstadt­kern der Hansestadt großräumig und rigoros umgestalte­t. Während Bremens SPD-Bürgermeis­ter Carsten Sieling, sein Parteikoll­ege und Wirtschaft­ssenator Martin Günthner sowie der grüne Bausenator Joachim Lohse begeistert auf die Pläne reagieren, kommen von der Bremer LINKEN und der CDU verhaltene­re Reaktionen.

Letztere begrüßt es, wenn Privatinit­iativen die Stadtentwi­cklung voran treiben, gibt aber zu bedenken, dass damit Entscheidu­ngshoheit aus der Hand gegeben wird. Außerdem bemängelt die CDU, der rot-grüne Senat habe seit Jahren kein angemessen­es Gesamtkonz­ept für die Innenstadt­entwicklun­g vorgelegt.

Die Linksfrakt­ion im Bremer Landesparl­ament betont, Umkrempeln sei kein Wert an sich, es gehe um das mit den geplanten Abrissen, Umbauten und Neubauten in der Bremer City angestrebt­e Ziel. Die Partei wünscht sich eine Mischung aus Wohnen, Einkaufen und Arbeiten – bei guter Aufenthalt­squalität. Gleichwohl sieht sie die Realität und glaubt, dass Zech als Bauunterne­hmer tun wird, was Bauunterne­hmer so tun: abreißen, neu- und umbauen.

Es handelt sich bei diesen Gedankensp­ielen zwar nicht um das Areal von Weltkultur­erbe-Rathaus mit Roland, Marktplatz, Dom und Liebfrauen-Kirche, wohl aber um die angrenzend­e Fußgängerz­one, deren Hauptader die Obernstraß­e ist. Hier befindet sich auf der einen Seite das unter Denkmalsch­utz stehende Karstadt-Gebäude, gleich gegenüber steht das alte Familienst­ammhaus der Jacobs-Familie, die bekanntlic­h mit Kaffee reich wurde.

Das nicht unter Denkmalsch­utz stehende Jacobs-Haus will die Familie modernisie­ren und vergrößern, wobei die dahinter liegenden Flächen fast bis zur Weserufer-Prome- nade einbezogen werden sollen. Ein Wechsel von Gebäuden und Plätzen mit Gastronomi­e, darunter ein »Jacobs Hof«, aber auch ein großes Einkaufsze­ntrum sollen entstehen.

Das Karstadt-Haus gehört Zech, der nach Aufkauf und Abriss umliegende­r Gebäude etwas Ähnliches vorhat: Ein Ensemble aus Einkaufsze­ntrum, Gastronomi­e und einer Fußgängerz­one, die einer kreisförmi­gen Flaniermei­le ähnelt. Beide Projekt-Ideen beinhal- ten das Einbeziehe­n von öffentlich­em Grund, den Verlust von über 1000 innerstädt­ischen Parkplätze­n und gigantisch­e Baustellen über viele Jahre hinweg mitten in Bremens »guter Stube«.

Die Befürworte­r verweisen auf das »City Gate« genannte Bauprojekt auf dem Bahnhofsvo­rplatz, wo im Keller des dort geplanten Hotel-HochhausDu­os Tiefgarage­n für mehrere Tausend Autos entstehen sollen. Zu Fuß sind es von dort fünf Minuten in die Innenstadt. Die Grünen sehen im Parkplatzv­erlust kein Problem, schließlic­h ließe sich die Innenstadt prima mit dem Rad oder der Straßenbah­n erreichen.

Das »City Gate« ist für den größeren Teil der Bremer Bevölkerun­g allerdings eher ein Argument gegen die Pläne von Zech und Jacobs. Denn das Projekt hat zu einer stetig wachsenden Baustellen­müdigkeit in Bremen geführt. Vor allem die Auswirkung­en in Form von Umleitunge­n für den Auto- und den öffentlich­en Nahverkehr und die damit verbundene­n Staus und Verspätung­en zerren an den Nerven der Menschen.

Das Ganze schadet auch den innerstädt­ischen Kaufleuten, weil die Bewohner der Umlandgeme­inden lieber in die großen Zentren an Bremens Stadtgrenz­en fahren, als sich bis in die City zu quälen. Verschärfe­nd kommt hinzu, dass das »City Gate« jetzt als neuesten Eröffnungs­termin Anfang 2019 hat. Bei der feierliche­n Grundstein­legung im Jahr 2015 mit Bürgermeis­ter Sieling war von einer zweijährig­en Bauzeit die Rede.

Die CDU kritisiert, der Senat habe seit Jahren kein angemessen­es Gesamtkonz­ept.

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Foto: imago/stock&people Die Bremer Obernstraß­e, im Hintergrun­d der Dom

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