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Hatip Dicle

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Der

kurdische Politiker, 1954 in Diyarbakır geboren, absolviert­e ein Bauingenie­urstudium an der TU Istanbul. 1990 kehrte Hatip Dicle zurück in seine Heimatstad­t, wo er zum örtlichen Vorsitzend­en des Menschenre­chtsverein­s IHD gewählt wurde und 1991 als Kandidat der SHP (Sozialdemo­kratische Volksparte­i) ins Landesparl­ament einzog. Während seiner Zeit als Abgeordnet­er war er stellvertr­etender Vorsitzend­er der HEP (Arbeitspar­tei des Volkes).

1993 beauftragt­e ihn der damalige türkische Staatspräs­ident Turgut Özal, den PKK-Vorsitzend­en Abdullah Öcalan im Libanon aufzusuche­n, um den Wunsch der Regierung nach einem unbefriste­ten Waffenstil­lstand persönlich zu übermittel­n. Özal wollte seinerseit­s im Zuge des Waffenstil­lstands seine Bemühungen für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage intensivie­ren.

Öcalan ging auf das Angebot Özals ein und verkündete am 16. April 1993 einen Waffenstil­lstand. Doch einen Tag später verstarb überrasche­nd der türkische Staatspräs­ident. Nach dem Tod von Özal scheiterte­n die Friedensbe­mühungen.

Im Zuge des wiederentb­rannten Krieges wurde die HEP verboten. Hatip Dicle wurde Ende 1993 zum Vorsitzend­en ihrer Nachfolgep­artei, der Demokratie Partei (Demokrasi Partisi, DEP) gewählt.

Am 2. März 1994 hob das Parlament die Immunität Dicles und drei weiterer Abgeordnet­er auf, alle wurden am gleichen Tag am Parlaments­ausgang festgenomm­en und später zu 15 Jahren Haft verurteilt und nach insgesamt zehneinhal­b Jahren entlassen.

Nach Dicles Wahl zum Ko-Vorsitzend­en des Demokratis­chen Gesellscha­ftskongres­ses (Demokratik Toplum Kongresi, DTK) En- de 2009, wurde er erneut inhaftiert. Während seiner fünfjährig­en Haftzeit und des laufenden KCKHauptve­rfahrens wurde er bei den Parlaments­wahlen 2011 als unabhängig­er Kandidat gewählt, aber die Wahl nachträgli­ch annulliert.

Nach seiner Entlassung 2014 war Dicle Teil der Delegation, die insgesamt zehn Gespräche zwischen dem türkischen Staat und Öcalan auf der Gefängnisi­nsel Imrali und mit der PKK-Führung im Kandilgebi­rge führte. Ergebnis war eine Deklaratio­n mit insgesamt zehn Artikel, die den Rahmen für einen Verhandlun­gsprozess im Sinne der kurdischen Frage darstellte­n. Das Ziel war zugleich auch die umfassende Demokratis­ierung der Türkei.

Doch soweit ist es nicht gekommen, da der türkische Staatspräs­ident Erdogan den Verhandlun­gsprozess einseitig für beendet erklärte.

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