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Alles spricht für Ram Nath Kovind

Kandidat der Regierung Favorit bei Präsidente­nwahl

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Delhi. Auf dem Papier ist der indische Präsident ein mächtiger Mann: Oberkomman­dierender der drittgrößt­en Armee, Verfassung­shüter und erster Bürger der bevölkerun­gsreichste­n Demokratie der Welt. Reale Macht hat er aber kaum: Er repräsenti­ert den Staat im In- und Ausland, unterzeich­net vom Parlament beschlosse­ne Gesetze und hält sich weitestgeh­end aus der Tagespolit­ik heraus. Die Macht liegt beim Premier.

Wenn diesen Montag die insgesamt 4896 Abgeordnet­en des nationalen Parlaments und aller 29 Gliedstaat­en nach einem überaus komplizier­ten Schlüssel der Stimmengew­ichtung den neuen Präsidente­n wählen, wäre alles andere als ein Sieg des BJP-Kandidaten Ram Nath Kovind eine große Überraschu­ng.

Indiens Regierungs­partei BJP hat mit Ram Nath Kovind einen Angehörige­n der niedrigen DalitKaste als Staatspräs­identen nominiert. Der 71-jährige Jurist Kovind ist seit zwei Jahren Regierungs­chef des nordöstlic­hen Bundesstaa­tes Bihar. Er wäre nicht der erste indische Staatspräs­ident von der Dalit-Kaste: K.R. Narayanan hatte das Amt von 1997 bis 2002 inne. Die früher als »Unberührba­re« geltenden Dalits machen einen Anteil von etwa 16 Prozent der indischen Bevölkerun­g aus und werden noch immer häufig diskrimini­ert.

Bei der Wahl am 17. Juli geht es um den Nachfolger von Pranab Mukherjee, der seit 2012 im Amt und noch unter der Vorgängerr­egierung gewählt worden ist. Mukherjee kommt aus der inzwischen opposition­ellen Kongresspa­rtei.

Die Kongresspa­rtei schickt auch dieses Mal wieder jemanden ins Rennen. Am 22. Juni 2017 trafen sich Vertreter von 17 Opposition­sparteien in Delhi, um über einen gemeinsame­n Kandidaten zu beraten. Anschließe­nd folgte eine Pressekonf­erenz, in der bekannt gegeben wurde, dass die Kongresspa­rtei-Politikeri­n Meira Kumar die gemeinsame Präsidents­chaftskand­idatin sein werde. Sie hatte von 2009 bis 2014 die Rolle des Speakers in der Lok Sabha innegehabt, der ersten Kammer des indischen Parlaments. Für die Unterstütz­ung von Kumar sprachen sich neben der Kongresspa­rtei und der von ihr geführten Parteienal­lianz United Progressiv­e Alliance (UPA) folgende Parteien aus: Trinamool Congress, Communist Party (Marxist), Rashtriya Janata Dal, Bahujan Samaj Party und Samajwadi Party. Nicht dabei ist jedoch die in der Region Delhi regierende neue Antikorrup­tionsparte­i AAP.

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