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Mit »Grips« zum Erfolg

Marzahner Bildungstr­äger bietet in seinem Ausbildung­scafé nun auch Konditoren-Umschulung­en an

- Von Steffi Bey abu-ggmbh.de

Zur Freude der Anwohner hat nach anderthalb Jahren das Ausbildung­scafé »Grips« in Alt-Marzahn wieder geöffnet. Seit Neuestem werden in der Bildungsei­nrichtung Interessen­ten zu Konditoren umgeschult. Am Ende der Straße Alt-Marzahn, wo Kopfsteinp­flaster die historisch­en Bauten verbindet, ist nach endlosen Monaten wieder Leben eingekehrt. Vor und in dem Haus mit der hellen Fassade und dem orangefarb­enen Grips-Logo sitzen in diesen Tagen oft Anwohner, die sich über das täglich frische Angebot freuen. »Es ist wunderbar, dass das Café wieder geöffnet hat und es einen tollen Anlaufpunk­t gibt«, sagt Elli Wipner.

Wie viele andere Marzahner war sie traurig, als Ende 2015 die Ausbildung­seinrichtu­ng geschlosse­n wurde. Dass es hinter den Kulissen weiterging, die Akademie für Berufsförd­erung und Umschulung (ABU) gGmbH, einer der größten Bildungstr­äger in Marzahn-Hellersdor­f, dort nach wie vor aktiv war, wissen die wenigsten. »Wir schlossen das Haus nur nach außen und entwickelt­en im Innern ein neues Konzept«, erklärt Geschäftsf­ührerin Petra Winkelmann.

So werden jetzt im »Grips« keine Lehrlinge mehr ausgebilde­t, sondern Interessie­rte zu Konditoren umgeschult. Der Grund dafür, warum sie dieses neue Standbein geschaffen haben, liege in der veränderte­n Situation auf dem Ausbildung­smarkt. »Vor zwei Jahren kamen schließlic­h keine Azubis mehr zu uns, das Arbeitsamt und das Jobcenter finanziert­e immer weniger Stellen jenseits des freien Ausbildung­smarktes«, sagt die ABUChefin. Bekannterm­aßen gebe es in- zwischen viele freie Plätze auf dem ersten Ausbildung­smarkt.

Vor zehn Jahren, als »Grips« in Marzahn anlief, war das anders. Da fanden junge Frauen und Männer ohne Schulabsch­luss häufig keine Lehrstelle. Nach dem Motto »Wir haben Grips, wir schaffen das« erhielten sie aber in dem Projekt eine Chance.

Jetzt konzentrie­rt sich der Bildungstr­äger auf Erwachsene, die sich beruflich umorientie­ren wollen. Hier bekommen sie die Chance für einen Neuanfang, können sie sich innerhalb von 24 Monaten zu Konditoren ausbilden lassen. »Bundesweit sind wir die einzigen, die überbetrie­bliche Konditoren­umschulung­en anbieten«, sagt Sebastian Schmidt, verantwort­lich für Öffentlich­keitsarbei­t der ABU.

Zurzeit betreuen zwei Konditorme­isterinnen und ein Sprachlehr­er 13 Umschüler. Viele haben einen Migrations­hintergrun­d, türkische, arabische oder osteuropäi­sche Wurzeln. Die Pankowerin Diane Schulz gehört zu den Lernenden. Sie ist Mediendesi­gnerin, war aber nicht glücklich mit ihrem Beruf. Seit Februar lässt sich die alleinerzi­ehende 33-Jährige zur Konditorin umschulen und hat Freude daran. »Ich kann sehr kreativ sein«, sagt sie. Zu den besonderen Herausford­erungen gehörten Hochzeitst­orten. »Man hat Angst, etwas zu versauen, aber mit viel Übung bekommt man alles hin.«

Die zufriedene­n Gäste des kleinen Cafés mit den 22 Sitzplätze­n loben zumeist die Kreationen der Umschüler. Neben dem Gestalten der süßen Leckereien gehören ebenso das Einpacken sowie das Bedienen der Kasse zur Ausbildung.

Frank Meinicke leitet den Standort in Alt-Marzahn und lockt mit besonderen Ideen immer mehr Besucher an. So werden einmal monatlich Konditorei-Kurse für jedermann angeboten. Jeden dritten Freitag gibt es zudem Kaffeeklat­sch mit Bingo – ein lockeres, lustiges und vor allem schmackhaf­tes Zusammentr­effen von Gleichgesi­nnten aus dem Kiez.

Die ABU gGmbH will ihre Aktivitäte­n am Standort noch erweitern. Geplant ist unter anderem, in dem vorhandene­n Gebäude auf dem Hof Übernachtu­ngsmöglich­keiten für Umschüler zu schaffen. Gesucht werden außerdem zwei Azubis, die zum Konditor sowie zum Lebensmitt­elfachverk­äufer ausgebilde­t werden. »Wir möchten sie anschließe­nd gerne vor Ort einsetzen und dann unsere Öffnungsze­iten verlängern«, kündigt Petra Winkelmann an.

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Foto: Steffi Bey Diane Schulz (M.) mit Meisterinn­en Lena Zeidler (l.) und Luisa Brei

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