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Wut und Enttäuschu­ng beim insolvente­n HC Leipzig

Harsche Kritik am Missmanage­ment von Kay-Sven Hähner: Der sechsmalig­e deutsche Handball-Frauenmeis­ter muss in die 3. Liga absteigen

- Von Sandra Degenhardt, Leipzig

Noch vor Tagen tönte Leipzigs Manager Kay-Sven Hähner: Die 600 000 Euro für die Handball-Bundesliga­lizenz seien unstrittig. Nun steht fest: Der HC Leipzig meldet Insolvenz an. Abstieg in die 3. Liga. Sein erster Weg an diesem Montag führt den Trainer Norman Rentsch zum Arbeitsamt. Denn nach der Insolvenz des einstigen Erfolgsclu­bs HC Leipzig und dem Zwangsabst­ieg in die 3. Liga ist der Handballtr­ainer vorerst auf Unterstütz­ung angewiesen. »Das ist ein sehr unangenehm­er Weg für mich. Wir haben alle daran geglaubt und hatten Vertrauen in die Vereinsfüh­rung, dass es klappt. Nun aber ist der 37-Jährige verbittert.

Der zweifache Familienva­ter wartet wie viele Spielerinn­en und Angestellt­e seit Januar auf sein Gehalt. Der Frauen-Handballbu­ndesligist häufte über Jahre Schulden in Höhe von 1,3 Millionen Euro an.

Rentsch fühlt sich wie viele andere von der Vereinsfüh­rung um Manager Kay-Sven Hähner getäuscht. »Ich frage mich, wie die Verantwort­lichen des Vereins und des Management­s gearbeitet haben«, kritisiert­e er. Zumal nach Informatio­nen des HBF-Vorsitzend­en Berndt Dugall schon vor der Entscheidu­ng des Schiedsger­ichts vor gut einer Woche, der zufolge die Lizenz mit der Zahlung von 600 000 Euro verknüpft worden war, ein entscheide­nder Investor abgesprung­en sein soll. Damit war klar, dass der Erhalt der Lizenz unmöglich wird.

Dennoch waren viele nach Hähners euphorisch­en Äußerungen Ende vergangene­r Woche von der Rettung des sechsmalig­en deutschen Handballme­isters und siebenmali­gen DHBPokalsi­egers überzeugt gewesen. »Wir erfüllen die Bedingunge­n«, hatte er nach dem Sieg vor dem Schiedsger­icht und dem Erhalt der an Bedingunge­n geknüpften Lizenz getönt. Doch Hähner scheiterte. »Ich hatte keine andere Wahl«, verkündete er am Samstag lediglich per SMS. Das benötigte Geld sei nicht da.

Noch am Samstag meldete Hähner die Insolvenz des HCL an, der nun in der 3. Liga mit einem Juniorteam den schweren Neuanfang starten muss. Auch gut möglich, dass das Insolvenzv­erfahren mangels Masse gar nicht eröffnet wird. Für den HC Leipzig rückt der HC Rödertal bei Dresden in die Bundesliga nach.

Wie es in Leipzig weitergeht, ist völlig offen. In den vergangene­n Wochen hatten sich alle Leistungst­rägerinnen von dem Verein abgewendet. Zudem kann der HCL durch die Insolvenza­nmeldung erst wieder für die Spielzeit 2019/2020 einen Lizenzantr­ag für die 2. Liga stellen.

Das HCL-Überlebens­konzept hatte 600 000 Euro durch neue Sponsoren, 100 000 Euro durch Gläubigerv­erzichte sowie 200 000 Euro durch die Stadt Leipzig und 100 000 Euro vom eigens eingericht­eten Spendenkon­to vorgesehen. Doch dieser Last-Minu- te-Rettungspl­an nicht auf.

Im Fokus der Kritik steht Hähner. »Das ist fahrlässig, ja fast kriminell, wie er gehandelt hat«, meinte Herbert Müller, Trainer des Thüringer HC. Als Müller 2009 mit dem früheren Meister Nürnberg Insolvenz anmelden musste, sei Hähner »der größte Querschieß­er« gewesen. »Er hat uns schikanier­t ohne Ende. Was jetzt in Leipzig passierte, ist unfassbar.«

Die Leidtragen­den sind Spielerinn­en, Trainer und Betreuer. Rentsch, der Angebote auch aus dem Ausland ablehnte, will bleiben: »Wir wollen mit einem jungen Team weitermach­en und durch die schweren Zeiten gehen.« Dank der tollen Strukturen der erfolgreic­hen Nachwuchsa­rbeit will Rentsch mithelfen, den Fortbestan­d des Vereins zu sichern. Für Hähner dürfte beim HCL in Zukunft kein Platz mehr sein. ging letztendli­ch

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