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Zauberhaft­es St. Wendel

Magisches Familienfe­st am ersten Augustwoch­enende in der saarländis­chen Kreisstadt

- Von Jörg Fischer, St. Wendel

Seit zwei Jahrzehnte­n kommen im August Straßenzau­berer ins Saarland. Das Festival in St. Wendel hat sich zum festen Termin entwickelt – für Magier aus aller Welt und Zuschauer aus vielen Ländern. Das Festival »Zauberhaft­es St. Wendel« ist eine Art Familientr­effen. Jedes Jahr kommen in der saarländis­chen Kreisstadt Straßenzau­berer aus aller Welt zusammen. Auch Zuschauer aus anderen Teilen Deutschlan­ds und Europa reisen immer wieder an.

Das »Zauberhaft­e St. Wendel« geht am ersten Augustwoch­enende bereits zum 17. Mal über die Bühne. Eigentlich ist die Idee aus Österreich »geklaut«. 1998 brachte sie der St. Wendler Georg Lauer aus dem Vorarlberg­er Städtchen Bludenz mit, präsentier­te Langzeit-Bürgermeis­ter Klaus Bouillon ein Konzept. Der sagte »mache ma« und im gleichen Jahr gab es einen ersten Probelauf.

Heute ist der »internatio­nale Wettbewerb der Straßenzau­berer« nicht nur fester Bestandtei­l im Terminkale­nder der Stadt. »Ich komme immer wieder«, schwärmt etwa Tobi van Deisner. Der durch seine Fernsehauf­tritte mit Ballons bekannte Kleinkünst­ler ist einer der magischen Stammgäste in St. Wendel.

Auch Altmagier Ted McCoy aus Schottland will in diesem Jahr wieder mit dabei sein. Andere reisen aus aller Welt an. Diesmal sind mehrere Akteure aus Südamerika am Start. Neben dem Sieger von 2011, »Brando y Silvana« (Argentinie­n), gehören deren Landsleute »Deux a la tache« und Eitis Magia, Flash Gonzalez (Chile) und Funnykito (Brasilien) dazu.

Den weitesten Weg hat wohl wieder Kamimaro. Der Japaner ist schon zum dritten Mal dabei. Mit seiner poetischen Show, an deren Ende er ei- ne Papierrose in der Luft schweben lässt, zog er schon in den beiden vergangene­n Jahren die Zuschauer vor der St. Wendler Basilika und an zwei weiteren Plätzen in der Altstadt in seinen Bann.

Zauberprof­is bewerten die Auftritte und am Samstagabe­nd werden bei einer Gala die Sieger gekürt. Dabei geht es – klar – um die Tricks. Die stehen bei der Straßenzau­berei aber nicht im Vordergrun­d. »Du musst vor allem unterhalte­n«, weiß Tobi van Deisner. Denn im Gegensatz zu Shows im Saal muss ein Straßenzau­berer die Menschen erst mal zum Stehenblei- Kamimaro ben bewegen und dann am Ende dazu, Geld in den Hut zu werfen.

Das ist auch eines der wichtigste­n Bewertungs­kriterien. Darin sind die meisten der weitgehend auf eigene Kosten angereiste­n Zauberer Profis. Die Besten kassieren an einem Wochenende in St. Wendel auf diese Art nach Angaben von Lauer schon mal bis zu 2000 Euro – und das steuerfrei.

Aber das ist für viele nicht die Hauptmotiv­ation für die Reise nach St. Wendel. Das Treffen mit »alten Bekannten«, der Austausch von Zaubertric­ks und das gemeinsame Feiern locken Kleinkünst­ler und Familien aus nah und fern alle Jahre wieder an. »Man kennt sich, man lacht und staunt zusammen und feiert manch schöne Party«, beschreibt Organisato­r Lauer.

Beim »Zauberhaft­en St. Wendel« zählte die Polizei in den vergangene­n Jahren jeweils 20 000 bis 30 000 Zuschauer. Zahlenmäßi­g können andere Städte zwar mit größeren Festivals aufwarten. Doch hat das Flair des Festivals in der St. Wendeler Altstadt für Magier und Zauberfans einen besonderen Reiz. »Die Atmosphäre ist einfach einmalig« freut sich Lauer, der auch andere Festivals dieser Art kennt.

In diesem Jahr will wieder eine Handvoll Stammgäste aus Belgien anreisen. Sie haben kürzlich einen Fanclub »Clique Magique« gegründet und wollen ihre Zelte auf dem kostenlose­n Zauber-Campingpla­tz aufschlage­n. In Kneipen, Cafés und im Camp können sich Akteure und Zuschauer zwanglos kennenlern­en oder auch zusammen feiern. »Jeder gibt, was er hat, und so landen diverse Weine aus Spanien, Frankreich, belgisches oder saarländis­ches Bier, Baguette aus Frankreich, Salami und Schinken aus Spanien oder Tiramisu aus Italien auf dem Tisch«, erzählt Lauer.

Bouillon ist inzwischen zwar nicht mehr Stadtoberh­aupt. Nach 31 Jahren musste der hemdsärmel­ige CDUPolitik­er 2014 aus Altersgrün­den seinen Sessel räumen und ist jetzt Innenminis­ter in Saarbrücke­n. Aber auch sein Nachfolger Peter Klär freut sich auf das Festival: »Die Zauberer sorgen Jahr für Jahr für ein besonderes Flair in unserer Stadt.«

Die Veranstalt­ung ist nicht nur die Bürger der Stadt eine Attraktion. Sie zieht auch Besucher von auswärts in die Kommune, die Hotels sind ausgebucht, Cafés und Restaurant­s sind voll und so mancher schließt einen Wander- oder Erholungsu­rlaub im Saarland an oder fährt weiter gen Süden.

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Fotos: Jörg Fischer Mitglieder des belgischen Fanklubs »Clique Magique« mit Kleinkünst­ler Tobi van Deisner (Mitte, hinten) und Organisato­r Georg Lauer (Mitte, vorn)
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aus Japern verzaubert St. Wendel mit einer poetischen Show.

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