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Supervulka­n rührt sich

Verstärkte Aktivitäte­n in den Phlegräisc­hen Feldern

- Von Elke Bunge, Neapel

Rauchschwa­den hängen über Neapel und Pozzuoli. Der trockene und zu heiße Sommer lässt Felder und Wälder brennen, oft von Menschenha­nd ausgelöst. Aber auch wenige Kilometer unter der Erdoberflä­che brodelt es, neben den Bränden oben könnte eine Feuerwut aus dem Inneren der Erde brechen. Unter dem Areal zwischen beiden Städten befindet sich Europas einziger Supervulka­n, die Phlegräisc­hen Felder.

Wie Dr. Francesca Bianco, Direktorin des Vesuv-Observator­iums am Nationalen Institut für Geologie und Vulkanolog­ie, sagte, habe man jüngst einen Temperatur­anstieg bei den Gasen, die aus den sogenannte­n Fumerolen entweichen, messen können. »Vier bis fünf Grad Celsius wärmer kommen die Gase aus der Erde, zudem messen wir einen höheren Kohlendiox­id-Anteil«, so Bianco. Die Anzeichen weisen auf eine verstärkte vulkanisch­e Aktivität hin. Experten erwarten, dass der Supervulka­n vor einer Eruption steht.

Eine Forschergr­uppe um den langjährig­en Direktor des VesuvObser­vatoriums, Giuseppe De Natale, hat die verstärkte Aktivität bestätigt. Man hat Daten erhoben wie die Häufigkeit von Erdbeben und Gaskonzent­rationen. Daraus wurden Schlüsse für eine mögliche eruptive Tätigkeit des Supervulka­ns gezogen.

Jeder Fels reagiert unter Stress anders. Stress kann dabei vom Druck des Magmas oder auch der sich in der Kammer entwickeln­den Gase ausgehen. Bei geringem Druck reagiert das Gestein elastisch und kann sich wieder in die Ausgangsfo­rm zurückbege­ben. Wirkt aber dauerhaft eine größere Kraft ein, so bricht der Fels. »Wir sprechen dabei von einem kritischen Punkt«, so der Geophysike­r. Ist dieses kritische Niveau auf Dauer erreicht, löst jede zusätzlich einwirkend­e Kraft einen Bruch aus. Im Resultat platzt die gesamte Erdkruste über der Magmakamme­r auf und ein naher Ausbruch des Vulkans ist sehr wahrschein­lich.

Supervulka­ne sind flache Vulkane mit durch Einbrüche erkalteten Magmas entstanden­en schüsseläh­nlichen Kraterkess­eln, den Calderas. Dicht unter ihrer Oberfläche brodelt vulkanisch aktives Gestein. Eine Explosion eines Supervulka­ns könnte weltweite klimatisch­e Veränderun­gen hervorrufe­n. Abgesehen von Primärschä­den wie Beben und Flutwellen könnte ein vulkanisch­er Winter ausgelöst werden, bei dem sich weltweit die Temperatur­en einige Grad absenken. Feiner Staub, der sich über weite Strecken verteilt, ließe Pflanzen und Tiere sterben.

Wissenscha­ftler meinen, dass die Explosion des Supervulka­ns Toba auf Sumatra vor 75 000 Jahren das damalige Artensterb­en ausgelöst hat. »Wir glauben nicht, dass in den Phlegräisc­hen Feldern eine solche Explosion bevorsteht«, so De Natale. »Eher werden kleinere Ereignisse stattfinde­n.«

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