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»Kleinrussl­and« in der Ostukraine ausgerufen

Separatist­en proklamier­en eigenen Staat im Kriegsgebi­et / Präsident Poroschenk­o zeigt sich unbeeindru­ckt

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Kiew. Die prorussisc­hen Separatist­en im Kriegsgebi­et Ostukraine haben einseitig einen Staat »Kleinrussl­and« ausgerufen. »Wir gehen davon aus, dass die Donezker Volksrepub­lik und die Luhansker Volksrepub­lik gemeinsam die einzigen Territorie­n der Ukraine sind, die Krim nicht mitgerechn­et, in denen eine gesetzlich­e Regierung gewahrt wurde«, sagte Separatist­enführer Alexander Sachartsch­enko am Dienstag in Donezk. Zudem solle für drei Jahre der Ausnahmezu­stand in den von Kiew abtrünnige­n Gebieten ausgerufen werden. Dies sieht unter anderem ein Verbot von Parteien vor.

Der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o bekräftigt­e nach der einseitige­n Ausrufung von »Kleinrussl­and« durch prorussisc­he Separatist­en seinen Kampfeswil­len. »Die Ukraine wird die Souveränit­ät über den Donbass und die Krim wieder herstellen«, sagte er bei einem Staatsbesu­ch in Georgien am Dienstag. »Sachartsch­enko ist keine politische Figur, sondern eine Marionette, welche die Mitteilung­en des Kremls überträgt«, erklärte Poroschenk­o.

Der russische Außenpolit­iker Leonid Kalaschnik­ow kritisiert­e, die Aktion widersprec­he dem Friedenspl­an für den Donbass. Die Separatist­en müssten vorsichtig sein, sagte er der Agentur Interfax.

Teile der Region um Luhansk und Donezk stehen seit April 2014 unter Kontrolle der von Moskau unterstütz­ten Aufständis­chen. Anfänglich wollten diese einen Staat »Neurusslan­d« aus großen Gebieten des Südens und Ostens der Ukraine schaffen. Mehrfach erklärten sie den Anschluss an Russland zum Ziel – nach dem Vor- bild der im Februar 2014 abtrünnige­n Halbinsel Krim. Der Kreml erteilte dem jedoch bisher eine Absage. Die Einbindung der Gebiete in den ukrainisch­en Staatsverb­and ist hingegen Teil des internatio­nal vermittelt­en Minsker Friedenspl­ans, dessen Umsetzung nicht vorankommt. Die Gebiete hatten sich nach dem gewaltsame­n Sturz der gewählten ukrainisch­en Regierung im Streit um die EU-Assoziieru­ng des Landes von Kiew losgesagt. An den nachfolgen­den Wahlen in der Ukraine nahmen die Gebiete nicht teil.

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