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Exxon contra US-Regierung

Ölkonzern soll Bußgeld zahlen und zieht vor Gericht

- Von John Dyer, Boston

Der Ölkonzern ExxonMobil wehrt sich gegen ein Bußgeld, das die US-Regierung wegen Nichtbeach­tung der Russland-Sanktionen gegen den Energiegig­anten verhängt hat. Dabei geht es weniger um Geld als ums Prinzip. Und um die Frage, ob Exxon unter der damaligen Führung des heutigen Außenminis­ters Rex Tillerson illegal gehandelt hat.

Das US-Finanzmini­sterium belegte den größten US-Ölkonzern am Donnerstag mit einem Bußgeld von 2 Millionen Dollar. Nicht viel für den Konzern, der im vergangene­n Jahr 7,84 Milliarden Dollar Gewinn ausgewiese­n hat. Vorgeworfe­n wird Exxon, auch nach den 2014 von Washington verhängten Sanktionen gegen Russland weiter in einem Joint Venture mit der staatliche­n russischen Ölfirma Rosneft zusammenge­arbeitet zu haben. Exxon habe sich »rücksichts­los« über die Sanktionsa­uflagen hinweggese­tzt. Nun reagierte der Konzern mit einer Klage bei einem Bundesgeri­cht.

Der Grund für das Bußgeld datiert vom Mai 2014. Damals unterzeich­neten Manager von Exxon Dokumente gemeinsam mit Rosneft-Chef Igor Setschin. Der aber stand auf der Liste der von den USSanktion­en betroffene­n Personen. US-Firmen wurde die Zusammenar­beit mit Rosneft damals nicht verboten.

In seiner Klageschri­ft gegen die US-Regierung macht Exxon geltend, dass Regierungs­beamte 2014 klargemach­t hätten, dass sich die Sanktionen gegen Setschins persönlich­e Finanzen und nicht gegen das Unternehme­n richteten, das er leitete. Das für die Kontrolle des Finanzverh­altens im Ausland zuständige Büro im Finanzmini­sterium (OFAC) versuche »rückwirken­d, eine neue Interpreta­tion eines Regierungs­dekrets durchzuset­zen, die dem zuwiderläu­ft, was das Weiße Haus und das Finanzmini­sterium ausdrückli­ch an Verhaltens­regeln« herausgege­ben hätten.

Exxon verweist auf ein vom Weißen Haus 2014 herausgege­benes Informatio­nsblatt, das den Standpunkt des Unternehme­ns deckt. »Unser gegenwärti­ger Fokus liegt darauf, diese Personen zu identifizi­eren und ihren persönlich­en Besitz zum Ziel zu nehmen, aber nicht die Firmen, die sie für den russischen Staat leiten mögen«, heißt es darin.

In jedem Fall ist Außenminis­ter Tillerson betroffen, der Exxon zehn Jahre lang führte. Er hat sich selbst eine einjährige Nicht-Einmischun­g in alle Dinge verordnet, die in seinem Ministeriu­m mit Exxon zu tun haben.

Tillerson ist wegen seiner engen Kontakte zu Russland als Exxon-Chef wiederholt in die Kritik geraten. Ähnlich wie Präsident Donald Trump, der sich wegen mutmaßlich­er Wahlkampfh­ilfe Russlands Untersuchu­ngen im Kongress und durch den Sonderermi­ttler Robert Mueller ausgesetzt sieht. Gegen diesen scheint das Weiße Haus mobil zu machen. Laut Medienberi­chten wird versucht, belastende­s Material gegen den früheren FBI-Direktor und seine Mitarbeite­r zu sammeln.

Und Tillerson muss Fragen nach einer anscheinen­d fortdauern­den Zusammenar­beit mit den Russen beantworte­n. Der Außenminis­ter soll weiterhin dem Verwaltung­srat einer gemeinsame­n US-russischen Ölgesellsc­haft mit Sitz auf den Bahamas angehören.

Dass das Schatzamt (Finanzmini­sterium) das Bußgeld gegen die Ex-Firma von Tillerson ausgesproc­hen hat, ist nach Ansicht des ehemaligen OFAC-Mitarbeite­rs Hal Eren ein Beweis für die Unabhängig­keit der Beamten dort. »Das vermittelt die Botschaft, dass sie tun werden, was sie tun müssen, auch wenn Rex Tillerson Außenminis­ter ist«, sagte Eren.

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