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»Karl May verschwind­et immer«

Altmark: Büchertaus­chbörse Kaschade seit 1991 aktiv

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Magdeburg. Nach der Lektüre verstaubt ein Buch häufig im Schrank. Das sollen öffentlich­e Bücherbörs­en verhindern: In alten Telefonzel­len oder in extra eingericht­eten Tauschrega­len etwa in Cafés, Geschäften, Kindergärt­en oder auch Jobcentern kann man ein gelesenes Buch hinstellen und sich dafür ein neues mitnehmen. Häufig werden in Sachsen-Anhalt sogar mehr Bücher abgegeben als mitgenomme­n, wie eine dpa-Umfrage ergab. Die Nutzer sind meist über 50 Jahre alt. Besonders Kochbücher, sogenannte Groschenro­mane oder Kinderbüch­er finden in den Tauschbörs­en Abnehmer.

In der Altmark werden Bücher bereits seit 26 Jahren auf diese Art weitergeta­uscht. Dahinter steht die Kaschade Stiftung, die sich die Förderung der Lesekultur auf die Fahne geschriebe­n hat. Inzwischen bietet die Büchertaus­chzentrale in Stendal rund 40 000 gespendete Bücher auf 60 Quadratmet­ern zum Tausch oder gegen eine Spende an. Die Tauschzent­rale wird jährlich etwa 500 Mal besucht.

Die Stiftung hat außerdem rund 30 Stützpunkt­e in der Altmark – davon befinden sich allein sechs in Stendal: In Telefonzel­len, Blumenläde­n, Krankenhäu­sern und in Cafés gibt es seit rund fünf Jahren Bücherbörs­en. Einige würden halbjährli­ch von der Stiftung neu bestückt, um andere kümmerten sich die jeweiligen Gemeinden, sagte Hans-Jürgen Kaschade von der gleichnami­gen Stiftung.

»Karl May verschwind­et immer«, berichtete er. Auch »Groschenro­mane« seien bei der Leserschaf­t beliebt. »Wir wollen weg von der Bildungsar­roganz«, sagte er. Ziel der Stiftung sei einfach, dass mehr gelesen werde – ganz egal was. Nach Einschätzu­ng Kaschades zielen Bücherbörs­en auf ein anderes Klientel ab als öffentlich­e Bibliothek­en. »Hier kommt auch mal der Handwerker vorbei, der einfach einen Krimi will.«

Natürlich werde in den Bücherbörs­en auch gestohlen, berichtete Kaschade. Besonders aus dem Bücherrega­l im Jobcenter in Stendal verschwänd­en viele Bücher, ohne dass andere mitgebrach­t würden. »Doch da stellen wir gerne wieder jedes halbe Jahr neue Bücher hin. Denn wer Bücher klaut, der fängt auch was damit an«, meinte er.

In Magdeburg soll mit einer »Bücherzell­e« im Hof des Moritzhofs allen Menschen der Zugang zu Literatur ermöglicht werden, sagte Jörn Lischka, Mitarbeite­r des Kulturzent­rums. Vandalismu­s habe es an der Bücherzell­e noch nicht gegeben. Auch in der Altmark, sagte Kaschade, sei bisher nur einmal eine Telefonzel­len-Scheibe eingeschla­gen worden.

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