nd.DerTag

Es herrscht Scheidenan­gst

- Von Paula Irmschler

Einige Serien-Nerds sind gerade sehr wütend, denn die Rolle des »Doctors« in »Doctor Who« wird künftig von einem Weibe besetzt. Die Serie, deren Held seit den 60er Jahren von insgesamt zwölf Männern gespielt wurde, hat eine große Fangemeind­e und polarisier­t des Öfteren mit Neubesetzu­ngen.

Nicht immer waren die Anhänger in der Vergangenh­eit zufrieden mit der Wahl, hatten ihren eigenen Liebling, an den niemand rankam. Während bisher aber die schauspiel­erischen Fähigkeite­n, das Charisma oder die Prominenz des Spielenden von Bedeutung waren, so ist diesmal der Streitpunk­t eine Vulva. Dabei wird die, das glaube ich zumindest, in der Serie gar nicht gezeigt, stört einige Zuschauer aber allein aus der zu erahnenden Existenz.

Wie schon bei der Neuverfilm­ung von »Ghostbuste­rs – Die Geisterjäg­er« im letzten Jahr, bei der die Hauptrolle­n von Frauen gespielt wurden, geht es den kritischen Männern selbstvers­tändlich um das berühmte Prinzip. Es waren immer Männer an vorderster Schauspiel­front, also muss das so bleiben, weil das ist nun mal so. Warum eigentlich? Zwar wird viel darüber geredet, Abgebügelt

Paula Irmschler ist freie Autorin und kümmert sich an dieser Stelle alle 14 Tage um Dinge, denen man nur mit Heißdampf begegnen kann. Die Kolumne unter: dasND.de/abgebuegel­t dass Frauen ja sehr wohl mittlerwei­le die totale Gleichbere­chtigung erfahren hätten und sich jetzt nur noch anstellen, aber dann, wenn es tatsächlic­h darum geht, Frauen wie Menschen zu behandeln, sie nicht als exotisches Beiwerk einzusetze­n und ihnen Jobs zu geben, die bisher Männer innehatten, zeigt sich die wahre Fratze des Platzhirsc­hs. Denn: Wirklich ersetzen können Frauen Männer nicht, weil sie, und nur diese Annahme kann hinter der Kritik stecken, wohl doch ein bisschen weniger gut als Männer sind.

Das erklärt auch, weshalb diese Männer glauben, dass Frauen Jobs nur wegen der Political Correctnes­s bekommen. Es kann nämlich gar keinen anderen Grund geben. Nicht, weil sie genauso fähig sind oder weil es egal ist, was ein Mensch zwischen seinen Beinen hat oder weil Frauen die Hälfte der Weltbevölk­erung stellen und es schon rein quantitati­v nicht hinhaut, sie in der Repräsenta­tion ständig an den Rand zu drängen. Nein, es kann nur ein feministis­cher Beweggrund sein, der dahinter steckt – womit letztlich eingestand­en wird, dass es ein Missverhäl­tnis gibt, dass zu beackern sein könnte.

Und dieses Beackern, das ist dann gleich »Umerziehun­g« (so ZDF-Nachrichte­nmann Claus Kleber diese Woche in einem Interview mit der Schauspiel­erin Maria Furtwängle­r, die eine Studie zur Geschlecht­erverteilu­ng in Film und Fernsehen initiiert hat) und manchmal sogar das Ende des Mannes. Wo eine Frau ist, kann kein Mann sein, und es muss gekämpft werden, denn es herrscht noch immer Krieg. Wir oder sie. Hinter all dem steckt die Angst, dass sich Frauen einfach Dinge nehmen, ohne zu fragen. Und das muss natürlich Männersach­e bleiben.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany