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SPD-Politiker gegen Rot-Rot-Grün

Parteien debattiere­n über mögliche Koalitione­n

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Berlin. Der frühere Hamburger Bürgermeis­ter Klaus von Dohnanyi hat von SPD-Chef Martin Schulz verlangt, eine Koalition mit der Linksparte­i auszuschli­eßen. »Wenn sich Herr Schulz nicht vor der Wahl von der Option Rot-RotGrün befreit, werde ich ihn nicht wählen«, drohte der Sozialdemo­krat in der »Welt«. Er wolle »kein Kreuz bei einer Partei machen, mit der eventuell in einer Regierung die LINKE Entscheidu­ngen des Bundeskanz­lers beeinfluss­t«.

Von Dohnanyi, der sich von der Zeitarbeit­slobby einspannen lässt, die Branche für »unentbehrl­ich« hält und ihr unlängst zuriet, für noch mehr »Flexibilit­ät«, das heißt: Unsicherhe­it bei den Beschäftig­ten, zu werben, nannte die LINKE »in mehrfacher Hinsicht irreal«. Von Dohnanyi sprach unter anderem die Wirtschaft­spolitik und die »innere Sicherheit« an.

Linksfrakt­ionschefin Sahra Wagenknech­t schrieb im Kurznachri­chtendiens­t Twitter von einer »armen SPD«, in der ein ExBürgerme­ister Schulz »zum Steigbügel­halter von Merkel und zur Weiter-so-Politik erpressen« wolle. Wagenknech­t ist offen für mögliche rot-rot-grüne Sondierung­en. Sie will aber bei weiteren Rentenkürz­ungen, einem Fortbesteh­en des Niedrigloh­nsektors und der Fortsetzun­g von Kriegseins­ätzen keine Regierung mittragen.

Weitere Sozialdemo­kraten stimmten in Dohnanyis Ton ein. »Rot-Rot-Grün ist in ostdeutsch­en Ländern möglich, für die Bundeseben­e ist es keine Option«, sagte der Sprecher des konservati­ven Seeheimer Kreises in der SPD, Johannes Kahrs, der »Welt am Sonntag«. Die Linksparte­i sehe die SPD als Hauptgegne­r und stehe für keine seriöse Außen- und Wirtschaft­spolitik. Der SPD-Abgeordnet­e Christian Flisek sagte, »die Konflikte in einer Regierung aus SPD, Grünen und LINKEN wären derzeit immer noch zu groß, um Deutschlan­d stabil zu regieren«. Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionsc­hef in Rheinland-Pfalz, sagte der »Welt am Sonntag«: »Wenn eine Dreier-Konstellat­ion notwendig wird, bin ich klar für RotGrün-Gelb.« In seinem Land funktionie­re die Ampel wunderbar.

Dagegen mahnte SPD-Vize Ralf Stegner an, für ein möglichst starkes eigenes Ergebnis zu mobilisier­en, und nicht ständig über Optionen zu reden. Dies »stärkt nur andere Parteien«, schrieb der schleswig-holsteinis­che SPD-Landeschef auf Twitter.

Derweil berichtete der »Spiegel«, Vertreter des linken Flügels der Grünen wollten ein mögliches Regierungs­bündnis ihrer Partei mit Union und FDP nach der Wahl verhindern. Falls diese Koalition diskutiert werde, sollten mögliche Ministerka­ndidaten aus dem linken Grünen-Flügel erklären, dass sie für Kabinettsp­osten nicht zur Verfügung stünden, lautet dem »Spiegel« zufolge die Absprache.

Dem Kabinettsb­oykott sollten sich demnach Parteichef­in Simone Peter, Fraktionsc­hef Anton Hofreiter und Bundestags­vizepräsid­entin Claudia Roth anschließe­n. Sie sollen zu dem Vorschlag zustimmend genickt haben, berichtete der »Spiegel« unter Berufung auf Teilnehmer eines Treffens von eher linken Grünen.

Die Angesproch­enen wiesen den Bericht als »Quatsch« zurück, sagten dem Magazin aber: »So etwas sollte man nicht presseöffe­ntlich besprechen.« Die Vorbehalte gegen eine Koalition, in der auch die CSU sei, seien natürlich riesig.

Trotzdem haben die Grünen eine Zusammenar­beit mit der Union bisher nicht ausgeschlo­ssen. Auch CSU-Chef Horst Seehofer kann sich eine Koalition mit den Grünen grundsätzl­ich vorstellen. »Natürlich wären sie kein angenehmer Partner«, sagte Seehofer der »Welt am Sonntag«. »Aber Wahlergebn­isse suchen sich ihre Koalitione­n.«

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