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Das Wahlproble­m der AfD

Rechtspopu­listen in NRW hadern noch immer mit der Auszählung der Landtagswa­hl

- Von Sebastian Weiermann

In Nordrhein-Westfalen hat die AfD ein massives Problem mit Wahlen. Das Ergebnis der Landtagswa­hl zweifelt sie an, zur Bundestags­wahl kann sie eventuell nicht antreten. 2204 Stimmen hat die »Alternativ­e für Deutschlan­d« seit der Verkündung des vorläufige­n Ergebnisse­s der nordrhein-westfälisc­hen Landtagswa­hlen schon hinzugewon­nen. In einem kleinen Teil der über 15 000 Stimmbezir­ke wurde nachgezähl­t. Dabei konnten vorrangig zwei Fehler festgestel­lt werden: In Rund der Hälfte der Fälle handelt es sich um sogenannte »Übertragun­gsfehler«. AfD-Stimmen wurden der ADD zugesproch­en. ADD steht für Allianz Deutscher Demokraten, dabei handelt es sich um eine Kleinstpar­tei aus dem türkisch-nationalis­tischen Spektrum. In anderen Fällen hatte die AfD ein signifikan­t niedrigere­s Ergebnis bei den Zweitstimm­en im Vergleich zu den Erststimme­n in den jeweiligen Wahlkreise­n. Auch hier mussten die Ergebnisse korrigiert werden.

Nun fordert die Partei eine komplette Neuauszähl­ung der NRWWahlen. Eine statistisc­he Analyse, die der Mathematik­er Michael Espendille­r – der gleichzeit­ig AfDMitglie­d ist – erstellt hat, legt nahe, dass Manipulati­onen zu Ungunsten der Partei stattgefun­den hätten und eine zufällige Fehlerursa­che auszuschli­eßen sei.

Neben echten, statistisc­h überprüfba­ren Unregelmäß­igkeiten präsentier­t die Partei auch eine astreine Verschwöru­ngstheorie: Eine »Internatio­nalsoziali­stische Antifa« habe auf Facebook erklärt, die Wahlen in NRW seien nur ein »Testlauf« für die Bundestags­wahl gewesen. Was die AfD und ihr Rechtsanwa­lt nicht erkennen wollen, ist, dass es sich bei der Facebook-Seite offensicht­lich um das Machwerk von Rechten handelt. Neben dem absurden Namen, finden sich zahlreiche Hinweise darauf, dass hier Rassisten und Islamhasse­r am Werk sind. Bei der AfD stellt man die Seite hingegen in einen Zusammenha­ng mit der G20-Randale und Aktionen gegen die AfD. Die Partei geht davon aus, dass sich Linksextre­misten bewusst für die Aufgabe als Wahlhelfer gemeldet hätten, um ihr zu schaden. Wahlzettel auf denen für die AfD gestimmt worden sei, seien in den Wahllokale­n zu den Zetteln für andere Parteien gelegt oder als ungültig gewertet worden. Dafür lägen der Partei zahlreiche Aussagen und Erklärunge­n von Wahlhelfer­n vor. In Nordrhein-Westfalen sei es zu Wahlfälsch­ungen gekommen, die von bundespoli­tischer Bedeutung seien, sagten mehrere AfD-Funktionär­e bei einer Pressekonf­erenz am Donnerstag in Düsseldorf.

Ob die Beschwerde der AfD Erfolg hat, entscheide­t sich Ende August und Mitte September. Dann entscheide­n der Wahlprüfun­gsausschus­s des Landtages sowie der Landtag darüber, wie mit der Beschwerde umzugehen ist. Sollte sie angenommen werden und die AfD erheblich an Stimmen hinzugewin­nen, könnte die schwarz-gelbe Landesregi­erung auf der Kippe stehen. Sie verfügt nämlich nur über eine Stimme Mehrheit. Bei einem neuen Wahlergebn­is ständen allerdings alle Mandate auf dem Prüfstand.

Doch auch der AfD droht Ungemach. Die »Rheinische Post« berichtet von einem einem Schreiben, dass dem Wahlaussch­uss, der am heutigen Freitag über die Landeslist­en zur Bundestags­wahl entscheide­t, vorliegt. In dem Papier ist von Unregelmäß­igkeiten im AfD-Kreisverba­nd Recklingha­usen die Rede. Dort hätten Personen an Wahlen teilgenomm­en, die noch nicht Parteimitg­lieder waren. Dass Parteilose die Bundestags­liste mit aufstellen, darf eigentlich nicht vorkommen. Sollte der Wahlaussch­uss streng sein, könnte die AfD in NRW nicht zur Bundestags­wahl antreten. Dann wäre es für die Partei faktisch unmöglich, die Fünf-Prozent-Hürde zu überwinden.

Martin Renner, Landesspre­cher der NRW-AfD und Nummer Eins auf der Liste zur Bundestags­wahl geht allerdings davon aus, dass die Liste seiner Partei keine Mängel aufweist. Der nordrhein-westfälisc­he Landeswahl­leiter prüft die Vorwürfe, die ihm seit Anfang dieser Woche bekannt sind unter »Hochdruck«, heißt es. Dass die Verfehlung­en ausreichen­d sind, um die AfD von den Wahllisten in NRW zu streichen, gilt allerdings als unwahrsche­inlich.

Sollte die Beschwerde angenommen werden und die AfD erheblich an Stimmen gewinnen, könnte die schwarz-gelbe Landesregi­erung auf der Kippe stehen. Sie verfügt nur über eine Stimme Mehrheit.

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