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»Jetzt wissen wir, worum es geht«

Der 1. FC Union will es nach dem knapp verpassten Aufstieg in dieser Saison besser machen

- Von Alexander Ludewig

Es ist Ausdruck der guten Entwicklun­g, dass der 1. FC Union als Aufstiegsf­avorit in die Saison startet. Von den neuen Spielern konnte aber bislang nur einer überzeugen. Egal, wen man vor der an diesem Wochenende beginnende­n Zweitligas­aison fragt, vier Namen werden immer genannt. Eintracht Braunschwe­ig, FC Ingolstadt, Darmstadt 98 und der 1. FC Union: Diese Vereine sieht die große Mehrheit der Trainer am Ende der Spielzeit ganz vorn. Für die Berliner Fußballer ist das ein Problem. Denn: »Wir wollen besser sein als in der letzten Saison«, sagt Stürmer Sebastian Polter. Aus vier mach drei, heißt es also in Köpenick – einen der genannten Favoriten muss Union hinter sich lassen. »Eine Top-Drei-Platzierun­g« – so lautet das in der offizielle­n Sprachrege­lung des Klubs etwas umständlic­h formuliert­e Saisonziel.

Das Wort »Aufstieg« wird, so weit es geht, beim 1. FC Union vermieden. Wäre aber solch ein Aufstieg planbar und nähme der Fußball eine logische Entwicklun­g, dann wären die Berliner in dieser Saison an der Reihe. Siebter, Sechster, Vierter – in den vergangene­n drei Jahren arbeitete sich der Klub immer weiter nach vorn. Nicht nur sportlich, auch finanziell und infrastruk­turell hat er sich in der Zweitligas­pitze etabliert.

Fehlende Erfahrung – das war für Polter ausschlagg­ebend, als die Bundesliga in der vergangene­n Saison schon greifbar nahe schien. Neun Spieltage vor Schluss hatten die Berliner die Tabellenfü­hrung erobert, am 29. Spieltag standen sie noch auf Rang drei. Letztlich fehlten jedoch sechs Punkte auf den Dritten Braunschwe­ig und sieben zum direkten Aufstiegsp­latz. »Jetzt wissen wir, worum es geht!« Polter ist sich sicher, dass die Mannschaft dazugelern­t habe.

Fehlende Qualität – auch beim Versuch, eine ganze Saison lang konstant gute Leistungen abzuliefer­n, scheiterte der 1. FC Union. Mit sechs Neuzugänge­n und drei Spielern aus der eigenen Jugend soll nun der Kader in der Breite auch besser aufgestell­t sein. Im Gegensatz zu den meisten Ligakonkur­renten hielt sich der Klub bei den Transfers finanziell nicht zurück. In der Winterpaus­e war schon Sebastian Polter für 1,6 Millionen Euro verpflicht­et worden. Aktuell ist Akaki Gogia, der für eine Million von Dynamo Dresden kam, einer von nur vier Neuzugänge­n in der Liga, für die ein siebenstel­liger Betrag fällig wurde. Zwei davon landeten mit Stefan Kutschke und Paulo Otavio in Ingolstadt. Das Duell beim Erstligaab­steiger am Sonnabend wird für die Köpenicker gleich ein Gradmesser.

Gogia deutete in der Vorbereitu­ng zumindest an, dass er im Mittelfeld vor allem für das Offensivsp­iel zur Verstärkun­g werden könnte. Erfahrung und Zweikampfs­tärke soll Marc Torrejon in die Mannschaft bringen. Der 31-jährige Spanier kam vom SC Freiburg und stand schon in fast 200 Erstligasp­ielen auf dem Platz. Sicher wirkte er neben dem in der vergangene­n Saison überragend­en Innenverte­idiger Toni Leistner bislang aber noch nicht. Nur Ergänzungs­spieler dürfte Christoph Schösswend­ter im Abwehrzent­rum sein. Eher zurückhalt­end zeigte sich der neue Linksverte­idiger Peter Kurzweg. Zu einer echten Alternativ­e im Mittelfeld könnte der 22jährige Grischa Prömel werden.

Wirklich hervorgeta­n hat sich von den Neuen bislang nur einer, der Jüngste. Marcel Hartel ist erst 21 Jahre alt, übernahm in den Testpartie­n aber sofort die Herrschaft im Mittelfeld. Er ist schnell auf den Beinen und im Kopf, technisch sehr gut ausgebilde­t, stark im Dribbling, meist anspielbar und torgefährl­ich. Er ist einer, der immer die freien Räume sucht – und meist findet, mit oder ohne Ball. Gutes Scouting zahlt sich eben aus. Mehr als zwei Jahre lang hat der 1. FC Union den Kölner beobachtet.

Und Hartel weiß, woraus die Träume seines neuen Klubs gemacht sind: Im Trikot des 1. FC Köln spielte er immerhin schon 165 Erstligami­nuten. Eine Ahnung, wie sich Bundesliga anfühlt, bekamen der 1. FC Union und seine Fans in der Halbzeit des letzten Testspiels gegen die Queens Park Rangers. »Was Generation­en vor euch versucht haben, habt ihr geschafft«, begrüßte Klubsprech­er Christian Arbeit Unions A-Jugend auf dem Rasen. Als Regionalli­gameister ist der Nachwuchs in die Bundesliga aufgestieg­en. Auch das ist ein Hinweis, auf die gute Entwicklun­g des Klubs. Und vielleicht kann Arbeit in einem Jahr auch die Profis entspreche­nd ankündigen.

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Foto: imago/Sebastian Wells Neu beim 1. FC Union, erst 21 Jahre alt und trotzdem schon überzeugen­d im Mittelfeld: Marcel Hartel kam vom 1. FC Köln nach Berlin.

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