nd.DerTag

Gesicht gesichtet?

Bundespoli­zei startet in Berlin Test zur Erkennung durch Überwachun­gskameras

- Nd/dpa

Berlin. Haben Sie die ältere Dame auf dem Bild erkannt? Oder die jüngere Frau? Gar nicht so einfach, so eine Gesichtser­kennung! Und alles andere als unumstritt­en.

In Berlin startet die Bundespoli­zei in der kommenden Woche einen Versuch im Bahnhof Südkreuz. Über 250 Testperson­en machen freiwillig mit, sie haben Name und zwei Fotos speichern lassen – und sollen in den kommenden sechs Monaten von Kameras und Computerpr­ogramm erkannt werden.

Beteiligt sind zudem Bundeskrim­inalamt, Bahn und Bundesinne­nministeri­um. Angeblich geht es um verbessert­e Sicherheit und die Ab- wehr von Gefahren. Vor allem aber ist es ein Technikexp­eriment, mit dem »Big Brother« noch ein bisschen größer wird.

Dass Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) voll des Lobes für die automatisc­he Gesichtser­kennung ist, wundert wenig. Auch nicht, dass sich unter Datenschüt­zern Entsetzen angesichts des Experiment­s breitmacht. Die zuständige Bundesbeau­ftragte Andrea Voßhoff, eine Parteifreu­ndin von de Maizière, formuliert­e bereits »grundsätzl­iche Bedenken«. Denn was womöglich erfolgreic­h getestet wird, wird später auch massenhaft eingesetzt – mit der Freiheit, sich anonym in der Öffentlich­keit zu bewegen, wäre es dann nicht mehr allzu weit her.

Abgesehen davon gibt es beträchtli­che Zweifel daran, dass so ein System ohne Fehler funktionie­rt. Der Ex-Pirat und heutige SPDMann Christophe­r Lauer rechnet vor: Schon bei einer Fehlerquot­e von eins zu einer Million könnte die Gesichtser­kennung, die hier eher Verkennung wäre, in Berlin mit seinen drei Millionen Fahrgästen im Öffentlich­en Nahverkehr zu drei falschen Polizeiein­sätzen führen – und zwar pro Tag. »Es gibt eine totale Fixierung auf nutzlose Überwachun­gstechnik«, so Lauer.

 ?? Quelle: Sehtestbil­der.de/Martin Mißfeldt/William Ely Hill ??
Quelle: Sehtestbil­der.de/Martin Mißfeldt/William Ely Hill

Newspapers in German

Newspapers from Germany