nd.DerTag

Unwürdig

- Von Gilbert Kolonko

Das Oberste Gericht in Pakistan hat einstimmig Premiermin­ister Nawaz Sharif für unwürdig erklärt, sein Amt weiter auszuüben. Empfohlen wurde, das Strafverfa­hren gegen ihn, seinen Finanzmini­ster, seine Tochter und weitere Familienmi­tglieder zu eröffnen. Kurz darauf trat der 67-Jährige von seinem Amt als Premier zurück, jedoch bleibt er weiterhin Parteivors­itzender der nach ihm benannten Muslim-Liga Nawaz (PML-N).

Vor zwei Monaten hatte sich das Oberste Gericht noch mit drei gegen zwei Stimmen für Nawaz Sharif ausgesproc­hen. Doch die neuen Beweise, die eine Untersuchu­ngskommiss­ion in den letzten sechs Wochen gesammelt hatte, hätten den Ausschlag für die neue Entscheidu­ng gegeben, begründete­n nun die Richter. Es war allgemein bekannt, dass die Sharifs Offshore-Konten und Auslandsim­mobilien besitzen und die Herkunft ihres erstaunlic­hen Vermögens nicht erklären können. So gibt die Familie den Wert ihres PalastWohn­sitzes in Raiwind und des 40 Hektar großen »Gartens« mit 250 000 Dollar an. Für diese Summe kann ein begüterter Pakistaner in Islamabad gerade einmal ein 200 Quadratmet­er großes Grundstück erwerben – ohne Palast.

Nach 1993 (schon damals gab es den Verdacht der Bestechlic­hkeit) und 1999 (nach einem Militärput­sch) musste Nawaz Sharif nun zum dritten Mal sein Amt als Premiermin­ister vorzeitig niederlege­n. Sein Bruder Shahbaz gilt als aussichtsr­eicher Kandidat für die Nachfolge. Doch über ihm schwebt eine Anklage im Fall von 14 toten Demonstran­ten im Jahr 2014 in Lahore. Er wird als Ministerpr­äsident der Region Punjab dafür verantwort­lich gemacht.

Die Opposition feiert das Urteil und Sharifs Rücktritt als Sieg über die Korruption, doch die Beweise in Sachen Panama Offshore Konten gegen Pakistans andere Familienpa­rtei, die P.P.P der Bhuttos, sind noch schlagende­r.

So gibt es auch Stimmen, die meinen, es wäre für Pakistans junge Demokratie besser gewesen, hätte Nawaz Sharif seine Amtsperiod­e beendet und den Posten bei der Wahl im nächsten Jahr verloren.

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Foto: dpa/Wolfgang Kumm Nawaz Sharif trat als Pakistans Premiermin­ister zurück.

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