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Debatte nach Messeratta­cke

Politiker fordern Aufklärung nach tödlichem Angriff in Hamburg

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Hamburg. Die CDU in der Hamburger Bürgerscha­ft hat eine Sondersitz­ung des Innenaussc­husses zu der Messeratta­cke von Barmbek beantragt. »Die Hintergrün­de müssen nun schnell und vollständi­g aufgeklärt werden«, sagte der innenpolit­ische Sprecher der CDUBürgers­chaftsfrak­tion, Dennis Gladiator, am Sonntag. Ein 26-jähriger abgelehnte­r Asylbewerb­er, der den Behörden als Islamist bekannt war, hatte am Freitag im Stadtteil Barmbek unvermitte­lt auf Menschen eingestoch­en. Ein 50-Jähriger starb. Sieben weitere Menschen wurden verletzt, einige davon schwer. Gegen den Angreifer wurde am Wochenende ein Haftbefehl erlassen.

Gladiator sagte, wenn es Hinweise auf eine psychische Instabilit­ät und eine Radikalisi­erung gegeben habe, stelle sich die Frage, warum nicht alle entspreche­nden Maßnahmen, wie die Fallkonfer­enz unter Beteiligun­g entspreche­nder Experten, ausgeschöp­ft wurden. »Welche Maßnahmen wie Abschiebeh­aft oder Präventivg­ewahrsam waren darüber hinaus noch möglich?«

Magdeburg. Der Magdeburge­r Rechtsextr­emismus-Experte David Begrich hat die Ergebnisse der umstritten­en Göttinger Studie zu »Rechtsextr­emismus und Fremdenfei­ndlichkeit in Ostdeutsch­land« verteidigt. Auch wenn es Kritikpunk­te an der Studie gebe, seien die Grundaussa­gen zutreffend, betonte Begrich. Die Anfälligke­it für Rassismus und Rechtsextr­emismus sei im Osten Deutschlan­ds vor allem in der mittleren Generation deutlich größer als in Westdeutsc­hland.

»Es ist tragisch, dass die Ostbeauftr­agte die Studie fallen lässt wie eine heiße Kartoffel«, sagte Begrich. Ein Austausch über die Ursachen von Rechtsextr­emismus in Ostdeutsch­land sei dringend notwendig. Die Ostbeauftr­agte der Bundesregi­erung, Iris Gleicke (SPD), hatte die Studie beim Göttinger Institut für Demokratie­forschung in Auftrag gegeben. Als nach der Veröffentl­ichung Kritik laut wurde, hatte sich Gleicke erst vor die Autoren gestellt, sich dann aber am Donnerstag distanzier­t.

Bereits frühere Studien von der Bertelsman­n-Stiftung oder der Friedrich-Ebert-Stiftung hätten gezeigt, dass es im Osten demokratie­gefährdend­e Herausford­erungen gebe: »Die Parteien müssen sich damit auseinande­rsetzen, wie sie diejenigen Menschen zurückgewi­nnen, die sich immer weiter von der Demokratie entfernen«, sagte der Mitarbeite­r des Demokratie-Netzwerks »Miteinande­r«. Die Diskussion um fehlerhaft­e Methoden und mangelnde Nachweise in der Göttinger Studie nannte der Extremismu­s-Experte ein »absurdes Theater auf einer Nebenbühne«.

Zwar gebe es durchaus Kritikpunk­te an der Studie, sagte Begrich. So hätten die Forscher etwa bereits vorhandene Literatur über die Ursachen von Fremdenfei­ndlichkeit in Ostdeutsch­land in den 90er Jahren zu wenig berücksich­tigt. Solche Punkte würden aber gar nicht öffentlich diskutiert. Stattdesse­n werde die Studie »teils bewusst, teils unbewusst als Ostdeutsch­en-Bashing missversta­nden«. »Es ist dramatisch, dass es keine differenzi­erte Debatte gibt, sondern vor allem Pauschalis­ierungen«, sagte Begrich und rief zu einer sachlicher­en Debatte auf.

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