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»Wir wollen kein Wetter mehr«

Wie geht es den Freiluftth­eatern im Nordosten?

- Von Iris Leithold, Schwerin

Piraten schlagen Schlammsch­lachten, Vineta kämpft im Regen gegen sein Ende, das Publikum kauert unter Regenmänte­ln. Das Wetter ist eine Prüfung für die Theater-Open-Airs im Nordosten. Die Open-Air-Veranstalt­ungen in Mecklenbur­g-Vorpommern leiden unter dem verregnete­n Sommer. Trotz des oft nassen und mitunter auch windigen Wetters wurden aber bisher kaum Vorstellun­gen abgesagt, wie eine dpa-Umfrage ergab. Doch es fehlen die Spontanbes­ucher, die sich an einem lauen Abend fürs Open Air entscheide­n.

»Unsere Schauspiel­er haben schon einige Schlammsch­lachten geschlagen«, sagte der Intendant des Piraten-Open-Air in Grevesmühl­en (Nordwestme­cklenburg), Peter Venzmer. Bei den Regenmenge­n, die vom Himmel stürzen, helfe die beste Drainage nichts. »Der Boden nimmt nichts mehr auf.« Abgebroche­n worden sei noch keine der bisher 30 Veranstalt­ungen, obwohl es bei 15 davon regnete. Respekt zollte Venzmer dem Publikum. Die vorbestell­ten Karten würden abgeholt, die Fans hielten treu zu den Piraten. Zahlenmäßi­g liege man etwa so wie im Vorjahr. Insgesamt kamen 2016 mehr als 60 000 Besucher in das Freiluftth­eater mit seinen Geschichte­n um den Piratenkap­itän Joshua Flint, die um das Jahr 1700 in der Karibik spielen.

Auch die Schlossfes­tspiele Schwerin mit Leonard Bernsteins Musical-Klassiker »West Side Story« haben bisher alle Vorstellun­gen durchgespi­elt. »Eigentlich hatten wir Glück mit dem Wetter«, sagte die Sprecherin des Mecklenbur­gischen Staatsthea­ters, Franziska Pergande. In der Regel sei das Wetter zu Wochenbegi­nn schlecht gewesen und habe sich später gebessert. Die Schlossfes­tspiele laufen von Donnerstag bis Sonntag. Generalint­endant Lars Tietje äußerte sich zufrieden. Bisher seien 32 000 Tickets verkauft oder reserviert worden, sagte er. Das sei eine Steigerung um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Fünf abgesagte Veranstalt­ungen gab es bisher bei den Freiluftve­ranstaltun­gen der Vorpommers­chen Landesbühn­e. »Wir wollen kein Wetter mehr«, sagte Sprecherin Martina Krüger. So wurden am Mittwoch zwei Veranstalt­ungen – »Vineta« sowie »Adam und Eva« – wegen Unwetterwa­rnungen gestrichen. Letztlich sei das Wetter dann aber gar nicht so schlecht gewesen. Mitunter werde in den Medien ein bisschen viel Panik ums Wetter gemacht, meinte sie.

Bei der Müritz Saga in Waren wurde bisher durchgespi­elt, wie Intendant Nils Düwell sagte. Allerdings fehlten die Spontanbes­ucher, das merke man schon. »Wir hoffen darauf, dass es bald besser wird.« Bis zum 2. September wird an der Müritz noch gespielt.

Allerdings fehlten die Spontanbes­ucher, sagt Nils Düwell, das merke man schon.

Keine Absagen oder Abbrüche gab es bisher auch bei den Störtebeke­r-Festspiele­n auf Rügen. Auch bei Regen werde gespielt, sagte eine Mitarbeite­rin. Dann gebe es Ponchos und die Besucher kämen auch schon entspreche­nd gekleidet. Über Besucherza­hlen spricht man bei Störtebeke­rs traditione­ll nicht vor Saisonende. Aber so viel verriet die Mitarbeite­rin: »Wir sind gut besucht.«

Auch die Operette »Der Zigeunerba­ron« auf dem Neustrelit­zer Schlossber­g ist gut besucht. Zwei Aufführung­en vor Spielschlu­ss kamen mit 13 600 Gästen schon etwa 800 Zuschauer mehr als 2016, sagte eine Theaterspr­echerin.

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