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Portugal will Junge zurückhole­n

- Von Ralf Streck

Die portugiesi­sche Linksregie­rung und der Unternehme­rverband AEP sind sich einig: Mit vereinten Kräften soll daran gearbeitet werden, junge Menschen zurückzuho­len, die aus Perspektiv­losigkeit in den vergangene­n acht Krisenjahr­en in Scharen aus dem Land flüchteten. Sie werden nun aber gebraucht, da Portugal nach Aufgabe der Austerität­spolitik einen nachhaltig­en Aufschwung erlebt: Die Arbeitslos­igkeit sinkt, und verstärkt investiere­n ausländisc­he Firmen, die Fachkräfte suchen. Allein 2016 flossen fast eine Milliarde Euro an Auslandsin­vestitione­n ins ehemalige Krisenland.

»Es ist eine Verschwend­ung, diese Talente und Kapazitäte­n mit ihren vielen Erfahrunge­n nicht zu nutzen«, erklärte der AEP-Präsident. Die Linksregie­rung will deshalb das von der AEP gestartete Programm »Empreender 2020« unterstütz­en, um gut ausgebilde­te junge Menschen zurückzuho­len. Über 100 000 junge Menschen zwischen 16 und 35 Jahren hatten wegen Austerität­spolitik, steigender Arbeitslos­igkeit, Lohnkürzun­gen ihrer Heimat den Rücken gekehrt. Damit blieb Portugal auf den Kosten für die Ausbildung sitzen, die Früchte wurden woanders geerntet, während das Land zu vergreisen drohte.

Die sozialisti­sche Regierung hat das Land aus der Depression herausgefü­hrt und wieder attraktiv gemacht. Das ist Voraussetz­ung für das Programm. Nun sollen die in der Emigration gesammelte­n Erfahrunge­n, Kontakte und Sprachkenn­tnisse in der Heimat Früchte tragen. Ziel ist es, 30 000 bis 40 000 junge Menschen anzulocken. Mit angepasste­n Modellen sollen Fachkräfte für Firmen angesproch­en sowie junge Unternehme­r angeworben werden, die Hilfe von der Regierung und dem AEP erhalten sollen.

Dafür arbeitet die AEP-Stiftung nun eng mit dem Ministeriu­m für Auswärtige Angelegenh­eiten, dem Hochkommis­sariat für Migration und der Agentur für externe Investitio­n und Handel zusammen. Die Vorgehensw­eise wurde vom Außenminis­terium erarbeitet. Das Ziel ist auch, »jungen Unternehme­rn zu helfen, eine Finanzieru­ng und Märkte zu finden, um ihre Ideen zu verwirklic­hen«, erklärte Außenminis­ter Augusto Santos Silva. Zunächst soll das Programm über die Botschafte­n und Konsulate verbreitet werden, um konkrete Rückkehrch­ancen aufzuzeige­n.

Die AEP-Stiftung habe schon jetzt 1150 gut ausgebilde­te junge Menschen gefunden, hieß es. Mit dem gemeinsame­n Vorgehen von Regierung und verschiede­nen Institutio­nen werde es möglich, »weit darüber hinaus zu gehen«, erklärte Santos. Über EU-Fonds könne das Programm mit 500 Millionen Euro gefördert werden.

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