nd.DerTag

Antreten zum Keulenverg­leich

René Heilig bedauert, dass Machtdemon­strationen wieder Politik ersetzen

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12 000 Soldaten mit allem, was Militärtec­hnik bieten kann, hatte der chinesisch­e Präsident zur Parade versammelt. Derweil ließ sein Kollege aus Russland 50 Kriegsschi­ffe und U-Boote an sich vorbeischw­immen. Ab und zu vereinen die beiden ihre Soldaten zum Training, um ihren machtverli­ebten Widerpart in Washington zu beeindruck­en. Der seinerseit­s zeigt gerade Manöver-Muskeln in Georgien und zieht mehr Truppen an der Ostgrenze der NATO zusammen, weil Russland in der Nähe ein Manöver namens »Westen« absolviert. Zudem lässt er martialisc­h wirkende Atombomber über Südkorea fliegen, denn im Norden des geteilten Landes kompensier­t ein kleiner Übergewich­tiger mangelnde innere Potenz per Raketensta­rt Richtung USA. Machtdemon­strationen sind wieder »in«.

Kein Zweifel, jeder dieser Keulen-Menschen ist zu allem fähig und – wenn er sich gereizt fühlt – womöglich auch zu manchem bereit. Nirgends gibt es ein Forum für Dialoge, die mehr umfassen, als in eine TwitterNac­hricht geht. Die UNO? Neutralisi­ert. Die OSZE? Reduziert auf die Beobachtun­g kleiner Brände. Als ob es in Hamburg keinen Händedruck gegeben hätte, schaukeln sich die USA und Russland wieder auf. Sanktionen hier, Diplomaten­rauswurf dort. Dass das rüstungsve­rtragslose Verhältnis zwischen den USA und China Vertrauen schafft, kann niemanden freuen.

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