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Austria-Auftriebsh­ilfe für »Eurofighte­r«-Export

Berichtsen­twurf des Untersuchu­ngsausschu­sses in Wien liegt vor – Verbindung­en Richtung Deutschlan­d

- Von René Heilig

Beim »Eurofighte­r«-Deal mit Österreich sind Schmiergel­der geflossen. So ähnlich steht es auch in einem Berichtsen­twurf des Untersuchu­ngsausschu­sses in Wien. Dafür, dass in Österreich jeder titelbehaf­tete Büroinhabe­r einer Behörde mit vielen anderen titelbehaf­teten Büroinhabe­rn anderer Behörden bekannt ist, weil er mit ihnen eine Schulbank teilte oder die selbe Universitä­t absolviert­e und sich jetzt in einem Kaffeehaus trifft, hat die Geschichte viel Staub aufgewirbe­lt. Begonnen hat sie vor über 15 Jahren. Österreich sonderte seine DrakenJagd­flugzeuge aus. Als Ersatz kamen drei Modelle infrage: Die US-amerikanis­che »F-16«, die schwedisch­e »Gripen« und der »Eurofighte­r«, der von Rüstungsun­ternehmen in Deutschlan­d, Italien, Spanien und Großbritan­nien gemeinsam entwi- ckelt und gebaut wird. Doch der Verkauf läuft nicht so, wie man sich das gewünscht hat. Daher war der Austria-Deal zum Erfolg verdammt.

Im letzten Moment entschied sich die 2003 regierende schwarz-blaue Koalition aus ÖVP und FPÖ für den »Eurofighte­r« – und damit das teuerste Angebot. 18 Jets wurden für rund zwei Milliarden Euro bestellt. Österreich wurden Gegengesch­äfte im doppelten Wert zugesagt. Deutsche Unternehme­n sollten für vier Milliarden Euro bei den Nachbarn einkaufen oder investiere­n.

Die Sache hatte schon damals ihren eigenen Duft. Den hoffte man zu neutralisi­eren, indem man den Preis drückte. 2007 reduzierte man die Bestellung auf 15 Flugzeuge. Die der damalige Hersteller EADS – heute Airbus – nicht liefern konnte. Weshalb die deutsche Regierung einsprang und sechs kaum gebrauchte Maschinen der Bundeswehr freigab. Im Gegenzug gab der Hersteller ei- nen Preisnachl­ass von etwa 250 Millionen Euro.

Doch der Duft verstärkte sich zum Korruption­sgestank. Schon weil der damalige Grünen-Abgeordnet­e Peter Pilz seine Nase immer wieder in diese Angelegenh­eit steckte. Neben einem Ausschuss im Wiener Nationalra­t wurden Staatsanwä­lte in Österreich, Italien, Großbritan­nien und Deutschlan­d aktiv. Es gab Hausdurchs­uchungen. Auch bei Airbus in Deutschlan­d. Die Juristen werden noch Jahre mit dem Thema »Eurofighte­r« und der Frage, wer bekam wie viel, befasst sein.

Schneller, freilich auch unpräziser, geht die Politik mit dem Fall um. Nun liegt der Entwurf des Berichts vor, den der Chef des österreich­ischen Untersuchu­ngsausschu­sses Ronald Rohrer verfasst hat. Darin werden insbesonde­re die Gegengesch­äfte durchleuch­tet. Die Rede ist von »undurchsch­aubaren Geldflüsse­n«. EADS habe mit unlauteren Mit- teln versucht, das Geschäft durchzuzie­hen und dafür ein undurchsch­aubares Finanzgefl­echt geschaffen.

Der 118-seitige Text ist etwas spröde. Was gemeint ist, wird klar. EADS habe an kleine, unbekannte Agenturen mit sogenannte­n Nahebezieh­ungen zu politische­n Entscheidu­ngsträgern »hohe, nicht nachvollzi­ehbare Provisione­n und Erfolgshon­orare« bezahlt. Und es gibt diverse Gesellscha­ften mit nicht identifizi­erbarem Tätigkeits­bereich. Beispiel Vector Aerospace. Die »Vermutung unrechtmäß­iger Verwendung dieser Gelder« liege nahe. Zwar werden auch Namen von Politikern genannt, doch dass Geld an Parteien geflossen sei und das zuständige Wirtschaft­sministeri­um etwas gewusst habe, steht so nicht in dem Bericht.

Die Regierung in Wien hat inzwischen beschlosse­n, den »Eurofighte­r« ab 2020 schrittwei­se auszumuste­rn. Es gibt also neue Chancen für »Gegengesch­äfte« und mehr.

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