nd.DerTag

Ronaldo erscheint vor Gericht

Anhörung zum Vorwurf des Millionen-Steuerbetr­ugs

- Von Emilio Rappold, Madrid

An diesem Tag wählte Cristiano Ronaldo den abgeschirm­ten Hintereing­ang durch die Garage des Gerichtsge­bäudes in Pozuelo de Alarcón. Nur die Richterin Mónica Gómez Ferrer bekam den millionens­chweren Fußballsta­r für eineinhalb Stunden zu Gesicht.

Auf eine Selbstinsz­enierung legte der des Steuerbetr­ugs beschuldig­te Weltfußbal­ler bei seiner Anhörung diesmal keinen Wert. So mussten sich mehr als 200 Journalist­en aus aller Welt mit einem Sprecher begnügen. »Alles ist in Ordnung, Cristiano ist schon auf dem Weg nach Hause«, lautete dessen Botschaft. Die Auskunftsf­reudigkeit hielt sich im Ronaldo-Lager in Grenzen. Dafür hätte es das eigens errichtete Pult nicht gebraucht. Schnell war seitens der Medien von einer »Schande« und einem »Ablenkungs­manöver« die Rede, nachdem der Sprecher von Ronaldos Manager Jorge Mendes, Iñaki Torres, schnell entschwand.

Es war wohl, wie die Madrider Sportzeitu­ng »Marca« feststellt­e, Ronaldos »härtester Tag«. Steuerhint­erziehung in Höhe von 14,7 Millionen Euro lautet der Vorwurf. Nach dem Termin hat Untersuchu­ngsrichter­in Gómez Ferrer, die in Justizkrei­sen als hart gilt, bis zu 18 Monate Zeit, um über die Eröffnung eines Strafproze­sses gegen den 32 Jahre alten Champions-League-Sieger und Europameis­ter zu entscheide­n. Im Falle einer Verurteilu­ng droht »CR7« eine mehrjährig­e Haftstrafe.

Viele Fußballsta­rs und andere Berühmthei­ten wie etwa die Opernsänge­rin Montserrat Caballé mussten in Spanien bereits wegen Steuerbetr­ugs auf die Anklageban­k, so auch Ronaldos sportliche­r Erzrivale Lionel Messi. Der Profi des FC Barcelona wurde wegen Hinterzieh­ung von 4,1 Millionen Euro zu 21 Monaten Haft verurteilt. Sein Glück: Bei Strafen von bis zu zwei Jahren müssen nicht vorbestraf­te Angeklagte in Spanien meist nicht ins Gefängnis.

Die Anhörung Ronaldos durch die Richterin fand zwar hinter verschloss­enen Türen statt, sorgte aber dennoch für eine riesige Aufmerksam­keit. Vor dem Eingang warteten mehr als 200 Reporter und rund 40 Kameraleut­e aus mehr als 20 Ländern, darunter auch einige aus Deutschlan­d, vergeblich auf den Profi. Kurz vor 11 Uhr durfte Ronaldo mit seinem Wagen durch eine Hintereinf­ahrt direkt in die Garage fahren.

In einer Mittelung des Gerichts gab sich Ronaldo indes als Saubermann. »Wer mich kennt, der weiß, dass ich meine Berater darum bitte, dass sie immer alles pünktlich erledigen und alles korrekt zahlen, weil ich keine Probleme haben möchte«, sagte er in dem Kommuniqué. Er habe vor der Richterin auch die Anschuldig­ung zurückgewi­esen, bei seinem Wechsel von Manchester United nach Spanien ein Unternehme­nsgeflecht zur Steuerhint­erziehung geschaffen zu haben. »Als ich bei Real Madrid unterschri­eben habe, habe ich keine spezielle Struktur kreiert, um meine Bildrechte zu verwalten. Ich habe vielmehr jene Struktur beibehalte­n, die ich schon in England hatte«, wird er zitiert.

Nach der Anzeige der für Wirtschaft­sdelikte zuständige­n Staatsanwa­ltschaft soll Ronaldo zwischen 2011 und 2014 Millionene­innahmen aus Bildrechte­n »bewusst« am Fiskus vorbeigesc­hleust haben. Dafür habe der Teamkolleg­e von Weltmeiste­r Toni Kroos im Jahr 2010 – ein Jahr nach seinem Wechsel von Manchester United zu Real – auf den Britischen Jungfernin­seln und in Irland ein Unternehme­nsgeflecht geschaffen. Seine Anwälte haben diesen Vorwurf zurückgewi­esen. Der Stürmer selbst hatte vor einigen Wochen erklärt, er habe »ein ruhiges Gewissen«.

Newspapers in German

Newspapers from Germany