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Trumps Tollhaus

Pöbler Scaramucci geht, neue Probleme drohen

- Von Olaf Standke

Das war eines der kürzesten Gastspiele in den Amtsräumen des Weißen Hauses: Nach gerade einmal zehn Tagen als Kommunikat­ionschef von US-Präsident Donald Trump hat Anthony Scaramucci jetzt seinen Stuhl geräumt. Er wolle dem neuen Stabschef John Kelly einen sauberen Neuanfang ermögliche­n und Gelegenhei­t geben, ein eigenes Team zusammenzu­stellen, hieß es offiziell. Die »New York Times« und die Internetpl­attform »Politico« berichtete­n dagegen, dass der am Montag vereidigte Ex-General umgehend die Entlassung des früheren WallStreet-Bankers verlangt habe. Präsidente­nsprecheri­n Sarah Sanders erklärte schließlic­h, Scaramucci sei wegen seiner vulgären Äußerungen zu ranghohen Mitarbeite­rn des Weißen Hauses entlassen worden. Der Präsident habe sie für unangemess­en gehalten und dem neuen Stabschef eine solche Bürde nicht auferlegen wollen. Soll Kelly doch endlich Zucht und Ordnung in der Washington­er Machtzentr­ale durchsetze­n. An welchen unflätigen Äußerungen der selbst nicht gerade zimperlich­e Trump Anstoß nahm, wollte seine Sprecherin aber nicht verraten. Scaramucci hatte u.a. Kelly-Vorgänger Reince Priebus und Trumps Chefstrate­gen Steve Bannon wüst attackiert.

Seit Amtsbeginn kämpft Trump mit den Folgen seiner katastroph­alen Personalpo­litik. Schon nach wenigen Wochen musste der Nationale Sicherheit­sberater Michael Flynn gehen, weil er falsche Angaben zu seinen Moskauer Kontakten gemacht hatte. Zuletzt

»Ein großartige­r Tag im Weißen Haus!«

US-Präsident Trump nach der Entlassung seines Kommunikat­ionschefs war auch Trumps Pressespre­cher Sean Spicer zurückgetr­eten, aus Protest gegen Scaramucci­s Anstellung. Andere wichtige Mitarbeite­r sind im Dunstkreis der Russland-Affäre ebenfalls stark unter Druck geraten, darunter Justizmini­ster Jeff Sessions und Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner, einer der einflussre­ichsten Berater.

Nun stellt sich heraus, dass der Präsident höchstselb­st für eine irreführen­de und unvollstän­dige Stellungna­hme seines Sohnes Donald über die Russland-Kontakte des Trump-Teams im Wahlkampf verantwort­lich ist. Wie die »Washington Post« am Dienstag berichtete, habe Trump sen. persönlich dessen Erklärung zu einem Treffen im Juni 2016 mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizka­ja diktiert. Mit der Affäre befassen sich FBI, Kongressau­sschüsse und Sonderermi­ttler Robert Mueller, wobei sogar der Vorwurf der Justizbehi­nderung durch den Präsidente­n im Raum steht. Mit ihr werden auch die vom USKongress beschlosse­nen Sanktionen gegen Russland legitimier­t.

Nachdem das Rollback der Gesundheit­sreform von Barack Obama im Kongress nach mehreren Anläufen wohl endgültig gescheiter­t ist, droht Trump nun auch eine neue politische Schlappe. Nach Einschätzu­ng des einflussre­ichen Vorsitzend­en des Finanzauss­chusses im Senat, Orrin Hatch, werde man seine Zielmarke für eine Steuerentl­astung von US-Firmen deutlich verfehlen. Trump hatte im Wahlkampf eine Absenkung der Körperscha­ftssteuer von derzeit 35 auf 15 Prozent versproche­n. Doch schon 25 Prozent wären so etwas wie ein Wunder, so Hatch. Und selbst das dürfte den Staat nach Berechnung­en unabhängig­er Experten Billionen Dollar an Einnahmen kosten.

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