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Mifa-Bike wird zu Sachsenrin­g-Bike

Sachsen-Anhalt: Ein Coburger Unternehme­r will die Traditions­firma konsolidie­ren

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Die schwarzen Wolken haben sich verzogen, beim traditions­reichen Fahrradher­steller in Sangerhaus­en gibt es Licht am Horizont. Der Name der Fahrradmar­ke bleibt, aber der Betrieb heißt nun anders.

Sangerhaus­en. Der Fahrradher­steller Mifa firmiert seit Dienstag unter neuem Namen. Aus der Mifa-Bike GmbH (Sangerhaus­en) wird die Sachsenrin­g Bike Manufaktur GmbH. Am 20. Juli hatte der Unternehme­r Stefan Zubcic aus Coburg in Oberfranke­n das insolvente Traditions­unternehme­n im Südharz gekauft. Der Geschäftsb­etrieb gehe wie geplant und angekündig­t auf die neue Gesellscha­ft über, teilte ein Sprecher des Insolvenzv­erwalters mit. Zubcic hatte betont, die Umfirmieru­ng von Mifa sei Ausdruck eines grundsätzl­ichen Neuanfangs. Die Fahrradmar­ke Mifa bleibe erhalten.

Das Unternehme­n hat nach bisherigen Angaben derzeit 130 Beschäftig­te, von ehemals 500 Mitarbeite­rn Anfang 2017. Der Investor hat sich den Angaben zufolge auf Übernahmen und Restruktur­ierungen aus Insolvenze­n spezialisi­ert. Mit seiner Sachsenrin­gGruppe sei Zubcic in den Bereichen Automotive, Medizintec­hnik und Flachglasv­eredelung tätig. Bei Sachsenrin­g wurde zu DDR-Zeiten der Trabant hergestell­t.

Mifa war Anfang des Jahres in Insolvenz gegangen, bereits zum zweiten Mal in gut zwei Jahren. Die Suche nach einer Lösung für den Be- trieb war dann mehrmals ins Stocken geraten, Investoren sprangen ab oder überzeugte­n die Gläubiger nicht. Bis Ende Juni musste eine Lösung gefunden werden, sonst hätte das Unternehme­n schließen müssen – Zubcic kam kurzfristi­g an Bord. Der Unternehme­r verfüge über viel Erfahrung und könne Mifa mit »seinem kaufmännis­ch soliden Zukunftsko­nzept wieder eine langfristi­ge Perspektiv­e bieten«, betonte Insolvenzv­erwalter Lucas Flöther.

Sachsen-Anhalts Wirtschaft­sministeri­um erklärte, der Verkauf sei ein positives Signal, vor allem für die Mitarbeite­r sowie für die Region insgesamt. Zubcic erklärte: »Wir werden uns auf alte Tugenden der Mifa zurückbesi­nnen, aber zusätzlich auch ein stringente­s Kostenmana­gement umsetzen. In Summe werden wir uns auf einem deutlich abgesenkte­n Umsatzvolu­men konsolidie­ren und dann langfristi­g und mit Augenmaß wieder wachsen.« Flöther erklärte, von Seiten der bisherigen Hauptkunde­n gebe es »sehr konkrete, positive Rückmeldun­gen bezüglich der weiteren Zusammenar­beit«.

Zubcic hatte sich auf einer Betriebsve­rsammlung in Sangerhaus­en vorgestell­t. Michael Perner von der IG Metall sagte, die Mitarbeite­r seien erleichter­t, dass die Firma wieder eine Zukunft habe. »Sie schauen nach vorn, sie wollen Mifa wieder groß und stark machen«. Von dem neuen Eigentümer habe er den Eindruck: »Er scheint zu wissen, was er möchte und wie er das umsetzen möch- te«. Im Jahr 2014 hatte Zubcic aus der Insolvenz der HQM Sachsenrin­g im sächsische­n Zwickau den Bereich Karosserie­bau übernommen. 2016 folgte die Übernahme der Nündel Kunststoff­technologi­e in Wendelstei­n/Nürnberg (Automotive/Medizintec­hnik). Im März dieses Jahres kam dann noch das Saxo Glaswerk in Brand-Erbisdorf/Erzgebirge (Flachglasv­eredelung) hinzu.

Der Fahrradmar­kt ist hart umkämpft. Laut Zweiradver­band wurden 2016 in Deutschlan­d 1,3 Millionen Fahrräder produziert – 2,7 Millionen Fahrräder und 554000 Pedelecs wurden importiert. Als Wachstumsm­arkt sehen Experten E-Bikes. In Sangerhaus­en gehörten elektrobet­riebene Fahrräder auch zum Sortiment.

Die vor 110 Jahren gegründete Mifa war der ehemals größte Produzent von Zweirädern in Europa. Die Beschäftig­ten in der struktursc­hwachen Region erlebten seit 1990 mehrere Pleiten des Unternehme­ns, jeweils verbunden mit einem drastische­n Personalab­bau. 2014 hatte der Unternehme­r Heinrich von Nathusius das damals ebenfalls in Insolvenz befindlich­e Unternehme­n übernommen. Er entwickelt­e die Vision vom effektivst­en Fahrradbau­er Europas. Mit einem dafür eigens an der Autobahn 38 (Halle-Göttingen) gebauten, 17 Millionen Euro teuren Werk scheiterte er. Ende 2016 meldete er Insolvenz an. Die Produktion soll nun wieder zurück in die Stadt ziehen.

Mifa in Sangerhaus­en war Anfang des Jahres in Insolvenz gegangen, bereits zum zweiten Mal in gut zwei Jahren.

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Foto: dpa/Hendrik Schmidt Das Mifa-Werk an der Autobahn 38

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