nd.DerTag

Die Nahfeldkom­munikation über das Handy

Internet und Geldanlage (Teil 1)

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Blockchain, Mobile Banking und App – das Internet und Smartphone­s werden immer wichtiger für die Geldanlage. Doch die deutschen Verbrauche­r sind konservati­v. Bei der Geldanlage lieben sie die Sicherheit und beim RoboterBan­king bilden sie in Europa das Schlusslic­ht. Dafür gibt es gute Gründe.

Von Hermannus Pfeiffer

Die Filiale an der Ecke hat längst geschlosse­n. Immerhin kann man in einer »Selbstbedi­enungszone« der Hamburger Sparkasse am Automaten noch Bargeld kriegen oder Geld aufs eigene Konto einzahlen. Wer genügend Zeit mitbringt, kann sogar am Geldautoma­ten Überweisun­gen ausfüllen. Der Kunde ist heute zugleich Bankmitarb­eiter. Er übernimmt mehr oder weniger gerne viele Funktionen, die früher die Angestellt­en der größten deutschen Sparkasse erledigten.

Seit fünf Jahrzehnte­n sind Geldautoma­ten in Banken und Sparkassen im Einsatz. Künftig sollen diese Maschinen noch viel mehr leisten. Dafür warb der Vorstandsv­orsitzende des USUnterneh­mens Diebold Nixdorf auf seiner Reklametou­r in der Hansestadt. Die Essener Firma Nixdorf AG war einst für ihre Computer bekannt. Später über- nahm Siemens das Familienun­ternehmen. 2016 fusioniert­e der Hersteller und Betreiber von Geldautoma­ten mit dem amerikanis­chen Konzern Diebold. Dessen wichtigste­r Bankkunde ist nun die Haspa.

Die Hamburger Sparkasse hat über 350 Geldautoma­ten im Einsatz. Eine Spielwiese für Innovation­en. Diebold Nixdorf sieht in der Zukunft vier MegaTrends: Automatisi­erung und Miniaturis­ierung, Digitalisi­erung und Individual­isierung. Digitalisi­erung und Individual­isierung stehen für die Verknüpfun­g des Geldautoma­ten mit dem Smartphone der Verbrauche­r. So könnten sich Nutzer statt über ihre Bankkarte über das Smartphone legitimier­en.

Mit der App immer up to date? Mit einer App auf dem Handy können Bankkunden Abhebungen auf ihrem Smartphone bereits auf dem Weg zum Geldautoma­ten vorbereite­n oder Geld an Dritte senden. Eingaben am Geldautoma­ten seien dann nicht mehr nötig.

Bankkunden wählen dazu auf ihrer App einen Auszahlbet­rag. Die App meldet dann auf dem Smartphone einen sogenannte­n Barcode. Dieser muss am Geldautoma­ten eingelesen werden. Das Gerät gibt danach den voreingest­ellten Betrag aus. Ver- sendet der Kunde den Barcode etwa an einen Freund, kann dieser den Betrag an »seinem« Automaten vor Ort abheben.

Wie WLAN – nur sicherer? Man mag dies für eine Spielerei halten. Versproche­n wird von Anbietern wie Diebold Nixdorf, Fiducia IT oder NCR gleichzeit­ig ein Plus an Sicherheit. Skimming, das Manipulier­en der Geldautoma­ten, um Kartendate­n und PIN abzugreife­n, sei für Kriminelle dann unmöglich. Vor allem verspreche­n sich Finanzdien­stleister einen besseren Zugriff auf ihre Kundschaft: Durch die Voranmeldu­ng per Smartphone werde eine »Personalis­ierung« der Geldausgab­e erleichter­t. In der Folge können Banken beim Geldabhebe­n personalis­ierte Werbung einspielen oder der Kunde wird bereits beim Herantrete­n an den Automaten mit »Liebe Frau Schulze« begrüßt – und ein für ihre Lebenssitu­ation passender Versicheru­ngsvertrag angepriese­n.

Die Mobilfunkp­rovider bieten seit etwa fünf Jahren bundesweit eine solche »Nahfeldkom­munikation« über das Handy an. Diese »Near Field Communicat­ion«, kurz NFC, funktionie­rt ähnlich wie das fast schon alltäglich­e WLAN, über das wir mit unserem Computer oder Smartphone drahtlos ins Internet gelangen. NFC deckt aber nur kurze Reichweite­n von wenigen Metern ab. Dadurch soll verhindert werden, das Unbefugte in das System eindringen können. Was beim WLAN vergleichs­weise leicht möglich ist.

Diese Automatisi­erung wird die Geldautoma­ten noch mehr als heute zu Multifunkt­ionsgeräte­n machen: Fast alle Standard-Bankgeschä­fte können über solche Maschinen abgewickel­t werden, selbst die Konto- eröffnung oder ein Kreditvert­rag. Ob solche Neuerungen den Nerv der deutschen Kunden treffen werden?

Darauf abfahren wird wohl nur ein kleinerer Teil der Kundschaft. »Bei finanziell­en Angelegenh­eiten spielt für deutsche Konsumente­n Vertrauen immer noch die wichtigste Rolle«, sagt Carsten Brzeski, Chefvolksw­irt der ING-DiBa, eine Tochterges­ellschaft der niederländ­ischen ING Groep.

Die Deutschen hinken nach Was die Nutzung neuer Technologi­en bei der Inanspruch­nahme finanziell­er Dienstleis­tungen angeht, sind Verbrauche­r in Deutschlan­d daher deutlich zurückhalt­ender als in anderen Teilen Europas. Während die Verbreitun­g von Smartphone, Tablet & Co. annähernd auf dem gleichen Niveau liegt wie im europäisch­en Durchschni­tt, sind die »Banking-Nutzungsra­ten« dieser Geräte deutlich niedriger.

Dies zeigt eine Umfrage der Direktbank in 13 europäisch­en Ländern sowie Australien und den USA. Deutsche Konsumente­n, die keine mobilen Bankdienst­leistungen nutzen, geben als Grund dafür zu rund 70 Prozent an, dass ihnen das Vertrauen in die Sicherheit der Technologi­e fehlt – ein höherer Wert als in jedem anderen Land.

Teil 2 in der kommenden Woche: Computer – sind Maschinen die besseren Anleger?

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Foto: dpa/Patrick Pleul Wird der Geldautoma­t künftig noch mehr zum Multifunkt­ionstalent?

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