Kabel am Meeresgrund
Deutschland und Norwegen wollen erneuerbare Energie durch die Nordsee schicken
Zwischen Deutschland und Norwegen soll Öko-Energie fließen.
Die Stromnetze Norwegens und Deutschlands werden erstmals direkt über ein Meereskabel verbunden. Das soll Stromknappheit verhindern – zudem versprechen die Betreiber Emissionsfreiheit. Jeder Seemann und Segler mit Nordsee-Erfahrung wird bestätigen können, dass das Nebenmeer des Atlantiks eine windreiche Gegend ist. Das macht es zu einem idealen Aufstellungsgebiet für Windräder und die Energiewende hat den Ausbau der Windparks kräftig beschleunigt. Kombiniert mit den zahlreichen Sonnenzellenanlagen ist der Nordseewind eine Voraussetzung der Umstellung auf grüne Energie. Aber es gibt immer auch windschwache und bewölkte Tage, die eine Herausforderung für die Energiesicherheit darstellen.
Um einer eventuellen Energieknappheit begegnen zu können, begannen das staatliche norwegische Energieunternehmen Statnett und der niederländische Stromnetzbetreiber TenneT das Projekt NordLink. Die beiden Unternehmen in- vestieren gemeinsam rund zwei Milliarden Euro in ein Meereskabel, das die Stromnetze Norwegens und Deutschlands erstmals direkt – also ohne Umwege über Dänemark oder Schweden – verbinden soll. In einer gemeinsamen Erklärung zu Beginn der Verlegungsarbeiten im norwegische Vollesfjord am Donnerstag bezeichnen sie NordLink als das »grüne Meereskabel«, das die emissionsfreien Stromquellen beider Länder verbinde. Als Gegenstück zu deutschem Wind- und Sonnenstrom bietet Statnett Strom an, der mit Wasserkraft produziert wird.
»Mit NordLink verbinden wir zwei sich optimal ergänzende Systeme zum Austausch von erneuerbaren Energien – auf der einen Seite deutsche Wind- und Solarenergie, auf der anderen Seite norwegische Wasserkraft«, erklärte Lex Hartmann, Mitglied der TenneT-Geschäftsführung. NordLink stehe für die Energiewende. Die Möglichkeit des flexiblen Austauschs erneuerbarer Energien leiste einen entscheidenden Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen. Die Verbindung über Landesgrenzen hinweg – der sogenannte Interkonnektor – helfe beim Erreichen der Klimaziele und erhöhe die Versorgungssicherheit beider Ländern, fügte Hartman hinzu. Der Vorteil für Norwegen besteht darin, dass die Wasserkraft besonders in regenarmen Perioden als Reserve zurückgehalten werden kann, wenn die Möglichkeit besteht, deutschen Ökostrom zu importieren.
Das NordLink-Stromkabel wird über 23 Kilometer Freileitung in Norwegen an die Konverterstation Tonstad herangeführt. Das Meereskabel wird am Ende 516 Kilometer lang sein und führt über den Skagerrak entlang der dänischen Westküste nach Büsum in Schleswig-Holstein. Hier sind die Bauarbeiten für die Konverterstation in Wilster im Gange, die Rohre für die Kabel sind bereits unter dem Deich verlegt worden.
Während die Verlegung des Seekabels auf der norwegischen Seite im August begann, werden die Arbeiten auf der deutschen Seite allerdings erst begonnen. Das Seekabel wird nicht einfach auf den Meeresboden gelegt, sondern mit Hilfe eines Unterwasserschlittens etwa einen bis zwei Meter tief im Meeresgrund vergraben. Hier sollte es sicher sein vor Schleppnetzen, Ankern oder anderen Einflüssen, die es beschädigen können.
Mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt hat NordLink eine größere Kapazität als ein konventionelles Großkraftwerk. Die Inbetriebnahme ist für 2020 vorgesehen, TenneT und Statnett betonen, dass die Bauarbeiten voll im Plan liegen. Die Finanzierung erfolgt über die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung.
Neben den ökologischen Vorteilen durch die Verbindung zweier emissionsfreier Stromnetze betont TenneT, dass der Import norwegischen Stromes auch deutschen Verbrauchern durch niedrigere Preise zugute kommen soll. Teile des Gewinns sollen zudem in den Ausbau des europäischen Stromnetzes fließen.
Als Gegenstück zu deutschem Wind- und Sonnenstrom bietet Statnett Strom an, der mit Wasserkraft produziert wird.