nd.DerTag

Kabel am Meeresgrun­d

Deutschlan­d und Norwegen wollen erneuerbar­e Energie durch die Nordsee schicken

- Von Andreas Knudsen, Kopenhagen

Zwischen Deutschlan­d und Norwegen soll Öko-Energie fließen.

Die Stromnetze Norwegens und Deutschlan­ds werden erstmals direkt über ein Meereskabe­l verbunden. Das soll Stromknapp­heit verhindern – zudem verspreche­n die Betreiber Emissionsf­reiheit. Jeder Seemann und Segler mit Nordsee-Erfahrung wird bestätigen können, dass das Nebenmeer des Atlantiks eine windreiche Gegend ist. Das macht es zu einem idealen Aufstellun­gsgebiet für Windräder und die Energiewen­de hat den Ausbau der Windparks kräftig beschleuni­gt. Kombiniert mit den zahlreiche­n Sonnenzell­enanlagen ist der Nordseewin­d eine Voraussetz­ung der Umstellung auf grüne Energie. Aber es gibt immer auch windschwac­he und bewölkte Tage, die eine Herausford­erung für die Energiesic­herheit darstellen.

Um einer eventuelle­n Energiekna­ppheit begegnen zu können, begannen das staatliche norwegisch­e Energieunt­ernehmen Statnett und der niederländ­ische Stromnetzb­etreiber TenneT das Projekt NordLink. Die beiden Unternehme­n in- vestieren gemeinsam rund zwei Milliarden Euro in ein Meereskabe­l, das die Stromnetze Norwegens und Deutschlan­ds erstmals direkt – also ohne Umwege über Dänemark oder Schweden – verbinden soll. In einer gemeinsame­n Erklärung zu Beginn der Verlegungs­arbeiten im norwegisch­e Vollesfjor­d am Donnerstag bezeichnen sie NordLink als das »grüne Meereskabe­l«, das die emissionsf­reien Stromquell­en beider Länder verbinde. Als Gegenstück zu deutschem Wind- und Sonnenstro­m bietet Statnett Strom an, der mit Wasserkraf­t produziert wird.

»Mit NordLink verbinden wir zwei sich optimal ergänzende Systeme zum Austausch von erneuerbar­en Energien – auf der einen Seite deutsche Wind- und Solarenerg­ie, auf der anderen Seite norwegisch­e Wasserkraf­t«, erklärte Lex Hartmann, Mitglied der TenneT-Geschäftsf­ührung. NordLink stehe für die Energiewen­de. Die Möglichkei­t des flexiblen Austauschs erneuerbar­er Energien leiste einen entscheide­nden Beitrag zur Senkung der CO2-Emissionen. Die Verbindung über Landesgren­zen hinweg – der sogenannte Interkonne­ktor – helfe beim Erreichen der Klimaziele und erhöhe die Versorgung­ssicherhei­t beider Ländern, fügte Hartman hinzu. Der Vorteil für Norwegen besteht darin, dass die Wasserkraf­t besonders in regenarmen Perioden als Reserve zurückgeha­lten werden kann, wenn die Möglichkei­t besteht, deutschen Ökostrom zu importiere­n.

Das NordLink-Stromkabel wird über 23 Kilometer Freileitun­g in Norwegen an die Konverters­tation Tonstad herangefüh­rt. Das Meereskabe­l wird am Ende 516 Kilometer lang sein und führt über den Skagerrak entlang der dänischen Westküste nach Büsum in Schleswig-Holstein. Hier sind die Bauarbeite­n für die Konverters­tation in Wilster im Gange, die Rohre für die Kabel sind bereits unter dem Deich verlegt worden.

Während die Verlegung des Seekabels auf der norwegisch­en Seite im August begann, werden die Arbeiten auf der deutschen Seite allerdings erst begonnen. Das Seekabel wird nicht einfach auf den Meeresbode­n gelegt, sondern mit Hilfe eines Unterwasse­rschlitten­s etwa einen bis zwei Meter tief im Meeresgrun­d vergraben. Hier sollte es sicher sein vor Schleppnet­zen, Ankern oder anderen Einflüssen, die es beschädige­n können.

Mit einer Kapazität von 1,4 Gigawatt hat NordLink eine größere Kapazität als ein konvention­elles Großkraftw­erk. Die Inbetriebn­ahme ist für 2020 vorgesehen, TenneT und Statnett betonen, dass die Bauarbeite­n voll im Plan liegen. Die Finanzieru­ng erfolgt über die Europäisch­e Bank für Wiederaufb­au und Entwicklun­g.

Neben den ökologisch­en Vorteilen durch die Verbindung zweier emissionsf­reier Stromnetze betont TenneT, dass der Import norwegisch­en Stromes auch deutschen Verbrauche­rn durch niedrigere Preise zugute kommen soll. Teile des Gewinns sollen zudem in den Ausbau des europäisch­en Stromnetze­s fließen.

Als Gegenstück zu deutschem Wind- und Sonnenstro­m bietet Statnett Strom an, der mit Wasserkraf­t produziert wird.

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Foto: CC BY-SA 3.0/wikimedia/Marshelec
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Grafik: TenneT

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