nd.DerTag

Kremlfreun­d

- Von Aert van Riel

Vielen Erwerbstät­igen hat Gerhard Schröder in der Zeit seiner Kanzlersch­aft einiges zugemutet. Der Niedrigloh­nsektor wurde ausgeweite­t, die Erhöhung des Renteneint­rittsalter­s vorbereite­t. Die große Mehrheit der arbeitende­n Senioren dürfte allerdings keiner so angenehmen und gut dotierten Tätigkeit nachgehen wie der Sozialdemo­krat, der Anfang April 73 Jahre alt geworden ist. Nun soll ihm vom russischen Ölkonzern Rosneft ein Platz im Aufsichtsr­at angeboten worden sein. Das berichtete das russische Wirtschaft­sblatt »RBC«. Rosneft gilt als das einflussre­ichste Unternehme­n in Russland und ist auch in Deutschlan­d aktiv. Es hält unter anderem mehr als die Hälfte der Anteile an der Erdölraffi­nerie PCK im brandenbur­gischen Schwedt. Das Unternehme­n hat kürzlich in bester Lage in Berlin-Mitte eine Repräsenta­nz eröffnet. Schröder könnte bei dem Konzern seine Kontakte in die Bundespoli­tik nutzen.

Er versteht sich zudem bestens mit dem russischen Präsidente­n Wladimir Putin, für den Schröder bereits als Lobbyist bei Gazprom tätig ist. Derzeit ist der SPD-Politiker Vorsitzend­er des Aktionärsa­usschusses der Nord Stream AG, die für die Pipeline Nord-Stream I zum Transport von Erdgas von Russland durch die Ostsee nach Deutschlan­d zuständig ist. Der russische Staat hält sowohl bei Gazprom als auch bei Rosneft die Anteilsmeh­rheit. Schröder soll schon im Jahr 2014 bei Rosneft im Gespräch gewesen sein, hatte das aber dementiert.

Es ist wenig überrasche­nd, dass Schröder in regelmäßig­en Abständen die seit Beginn der Krise in der Ukraine verhängten Sanktionen westlicher Staaten gegen Russland kritisiert. Im Bundestags­wahlkampf will die SPD ihren einstigen Vorsitzend­en nun einbinden. Das ist riskant. Denn Schröder betreibt entweder Lobbyismus für seine aktuellen Geschäfte oder er verteidigt den von ihm vorangetri­ebenen Sozialabba­u. An seiner Partei hat er schon lange kein großes Interesse mehr. Beim Dortmunder Bundespart­eitag Ende Juni hatte Schröder eingeräumt, das Wahlprogra­mm der SPD »nicht vollständi­g« gelesen zu haben.

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Foto: dpa/Bernd von Jut Gerhard Schröder soll beim Konzern Rosneft im Gespräch sein.

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