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Falsche Adresse

Uwe Kalbe zur Verhaftung chinesisch­er Touristen vor dem Reichstag

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Die beiden chinesisch­en Touristen, die vor dem Berliner Reichstags­gebäude mit dem Hitlergruß posierten, dürften erschrocke­n sein über die rigorose Reaktion der deutschen Behörden. Vielleicht erinnert sie die gar an die Rigorositä­t der Behörden in China. Mit dem deutschen Staat ist nicht zu spaßen, wenn es um seine Nazivergan­genheit geht – das mag ihre Erkenntnis sein. Es kann nichts schaden. Die beiden Chinesen wissen es halt nicht besser. Das letzte kollektive Erfolgserl­ebnis der Nazis treibt Demokraten in Deutschlan­d noch immer die Schamesröt­e ins Gesicht – das Bild Hunderter enthemmter Vertreter dieser Spezies, die den Hitlergruß auf einem Naziparole­n-Brüllfesti­val rhythmisch und drohend in den Thüringer Nachthimme­l stießen. Und die Polizei schaute zu.

Das deutsche Gesetz, das die Verwendung verfassung­sfeindlich­er Kennzeiche­n verbietet, wurde einst ausdrückli­ch als Mittel gegen ein mögliches Wiedererst­arken des Faschismus geschaffen, nicht irgendwo, sondern in Deutschlan­d selbst. Es ist eine Absage an die Ideologie, dass am deutschen Wesen die Welt genesen solle. Es ist ein Mittel zur Selbstkont­rolle, eigentlich schon das letzte Mittel. Wie sich zeigt, reicht es nicht aus. Ein paar chinesisch­e Spinner sind damit natürlich leicht zur Räson zu bringen. Gerade chinesisch­e! Die von uns sowieso allesamt einiges – äh, zu lernen hätten ...

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