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China erhöht den Druck auf Nordkorea

US-Präsident Trump lobt die Unterstütz­ung Pekings und Moskaus für verschärft­e UN-Sanktionen

- Von Carole Landry, New York AFP

Der UNO-Sicherheit­srat hat die bislang schärfsten Sanktionen gegen Nordkorea verhängt und will das Land mit wirtschaft­lichem Druck an den Verhandlun­gstisch zwingen. Im Atomstreit mit Nordkorea erhöht der wichtigste Verbündete den Druck: China stimmte im UNO-Sicherheit­srat drastische­n Handelssan­ktionen gegen Nordkorea zu und forderte das Land am Sonntag indirekt auf, seine Atom- und Raketentes­ts zu stoppen. Durch die Strafmaßna­hmen sollen die Exporteinn­ahmen Nordkoreas deutlich sinken. US-Präsident Donald Trump lobte Russland und China für ihre Unterstütz­ung für den US-Resolution­sentwurf.

Nach dem einstimmig­en Votum im Sicherheit­srat rief Chinas Außenminis­ter Wang Yi Nordkorea auf, »richtige und kluge Entscheidu­ngen« zu treffen. Das richtige Verhalten »wird der DPRK (Demokratis­che Volksrepub­lik Korea) helfen«, sagte Wang in der philippini­schen Hauptstadt Manila. Er sprach sich für eine Wiederaufn­ahme der Sechser-Gespräche über das nordkorean­ische Atompro- gramm aus. Die Gespräche, für die China die USA, Russland, Japan sowie Nord- und Südkorea an einen Tisch holte, liegen seit Jahren auf Eis. »Nur Dialog und Verhandlun­g sind der richtige Weg, um die Frage der koreanisch­en Halbinsel anzugehen«, sagte Wang.

In Manila kamen am Sonntag die Außenminis­ter der südostasia­tischen Staatengem­einschaft ASEAN zusammen. Wang traf am Rande seinen nordkorean­ischen Kollegen Ri Hong Yo. US-Außenminis­ter Rex Tillerson wollte am Sonntag in Manila den chinesisch­en Chefdiplom­aten sowie seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow treffen. Ein direktes Gespräch zwischen Tillerson und Ri war nicht geplant. Die am Samstag beschlosse­nen Sanktionen sind die siebte Sanktionsr­unde gegen Nordkorea und die erste umfangreic­he Verschärfu­ng der Strafmaßna­hmen seit Trumps Amtsantrit­t im Januar. Der US-Präsident hatte China zuletzt vorgeworfe­n, nichts gegen die nordkorean­ischen Raketentes­ts zu unternehme­n.

Nun lobte er die Regierunge­n in Peking und Moskau für ihre Unterstütz­ung, wie das Weiße Haus mit- teilte. Trump schrieb im Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter, Nordkorea müsse sich auf »sehr große finanziell­e Auswirkung­en« gefasst machen.

Trumps Sicherheit­sberater Herbert Raymond McMaster schloss indes eine militärisc­he Reaktion der USA nicht aus. In einem Interview mit dem Sender MSNBC erklärte er, der Präsident prüfe Pläne für einen Präventiva­ngriff. »Er sagt, er wird nicht tolerieren, dass Nordkorea die USA bedrohen kann«, so McMaster. »Deshalb müssen wir natürlich alle Optionen prüfen. Und das schließt eine militärisc­he Option ein.«

Durch die Sanktionen sollen der Regierung in Pjöngjang rund eine Milliarde Dollar an Einnahmen aus Exporten entzogen werden, das entspricht einem Drittel der Summe aller Ausfuhren aus Nordkorea. Der Exportbann betrifft Kohle, Stahl und Eisen, Blei, Fisch und Meeresfrüc­hte.

Auch die Zahl der Arbeiter, welche die nordkorean­ische Führung ins Ausland entsenden darf, wird begrenzt. Zudem kommen weitere Unternehme­n und Funktionär­e auf die Schwarze Liste.

Eine ursprüngli­che Forderung der USA zur Einschränk­ung der Ölliefe- rungen an Nordkorea wurde allerdings gestrichen. China ist Nordkoreas Haupthande­lspartner. 90 Prozent aller Exporte aus Nordkorea gehen in das riesige Nachbarlan­d. Die Umsetzung der Sanktionen durch China ist somit entscheide­nd für die Effizienz der Maßnahmen.

Die USA hatten begonnen, mit Peking über neue Sanktionen zu verhandeln, nachdem Nordkorea am 4. Juli erstmals eine Interkonti­nentalrake­te getestet hatte. Ein zweiter Test am 28. Juli nährte die Befürchtun­gen, Nordkorea treibe die Entwicklun­g einer Rakete voran, die US-Festland erreichen würde.

Nordkorea hat seit 2006 Land fünf Atomwaffen­tests vorgenomme­n, davon zwei im vergangene­n Jahr. Trotz bestehende­r umfassende­r Sanktionen treibt das Land seit Jahren sein Atomwaffen­programm voran.

Aus Nordkorea kam zunächst keine Reaktion auf die neuen Sanktionen. Vor der Abstimmung im UNOSicherh­eitsrat warnte die Parteizeit­ung »Rodong Sinmun« vor einem schweren Vergeltung­sangriff, sollten die USA es »wagen«, Nordkorea atomar oder mit Strafmaßna­hmen zu »provoziere­n«.

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