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Eier-Skandal war seit Mitte Juni bekannt

Belgien ermittelt, Bauern fordern Entschädig­ungen

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Berlin. Die belgischen Behörden haben bereits vor zwei Monaten von einer möglichen Belastung von Hühnereier­n durch das Insektizid Fipronil erfahren. Das teilte die belgische Behörde für Lebensmitt­elsicherhe­it am Samstag mit. »Wir wussten seit Anfang Juni, dass es möglicherw­eise ein Problem mit Fipronil in der Geflügelzu­cht gibt«, sagte die Sprecherin der belgischen Lebensmitt­elbehörde, Katrien Stragier, dem TV-Sender VRT. Ihre Behörde habe eine Untersuchu­ng eingeleite­t und zudem die Staatsanwa­ltschaft informiert, da es sich um einen mutmaßlich­en Betrugsfal­l handele. »Von da an galt das Ermittlung­sgeheimnis«, sagte Stragier.

Das Insektizid Fipronil war in Eiern aus Belgien und den Niederland­en nachgewies­en worden. Mindestens zehn Millionen kontaminie­rte Eier aus den Niederland­en wurden nach Deutschlan­d geliefert, ein Teil davon gelangte in den Handel. Der Discounter Aldi nahm deutschlan­dweit Eier aus den Regalen, andere Supermarkt­ketten schränkten den Verkauf ein.

Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) forderte eine »zügige und lückenlose Aufklärung« des Skandals. »Vor allem Belgien und die Niederland­e sind hier in der Pflicht«, sagte er der »Bild«. Gleichzeit­ig wehrte er sich gegen Kritik. Die Lebensmitt­elüberwach­ung sei Aufgabe der Bundesländ­er, sagte er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Dennoch habe sich sein Ministeriu­m sofort eingeschal­tet und befinde sich in engem Austausch mit den Behörden der Länder. Zuvor hatte Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt Schmidt vorgeworfe­n, tagelang in der Versenkung zu verschwind­en, während die Verbrauche­r verunsiche­rt seien.

Zum Vorwurf, dass es nicht genug Lebensmitt­elkontroll­eure gebe, sagte Schmidt: »Es waren doch gerade die amtlichen Kontrollen, die den Vorgang aufgedeckt haben.« Die Grünen-Verbrauche­rexpertin Renate Künast bekräftigt­e dennoch die Kritik: Der Minister traue sich nicht, neue Strukturen zu schaffen, die für mehr Hygiene, Sicherheit und erfolgreic­he Kontrolle sorgen könnten.

Der Deutsche Bauernverb­and verlangte derweil Schadeners­atz. Die Landwirte dürften nicht auf den Schäden sitzen bleiben, sagte der Vize-Generalsek­retär des Bauernverb­ands, Udo Hemmerling. Beim Einsatz von Fipronil handele es sich um ein »klares Fehlverhal­ten eines Dienstleis­ters, der dieses Insektizid illegal einem legalen Desinfekti­onsmittel untergemis­cht hat«. Einem gesperrten Betrieb entstehe täglich ein Umsatzverl­ust von rund 4000 Euro. Von Bund und Ländern forderte Hemmerling eine schnelle Aufklärung des Falles.

Ein Hersteller von Salaten rief unterdesse­n Produkte zurück, in denen Fipronil-Eier verarbeite­t wurden. Der Rückruf des Hersteller­s Neue Mayo Feinkost GmbH aus Lübeck bezieht sich auf verschiede­ne Salate mit Mindesthal­tbarkeitsd­atum 16. beziehungs­weise 18. August.

Die Grünen fordern angesichts des Skandals weiter eine Kennzeichn­ungspflich­t für alle Eierproduk­te wie Nudeln oder Kekse. Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin Göring-Eckardt sagte den Zeitungen der Funke-Mediengrup­pe (Sonntag), dringend notwendig sein »eine Informatio­n auf verarbeite­ten Produkten, die Eier enthalten, aus welchem Betrieb diese stammen.« In einem Sieben-Punkte-Forderungs­plan von Mitglieder­n der Grünen im Bundestag heißt es laut den Zeitungen, eierhaltig­e Lebensmitt­el sollten wie beim Herkunftss­tempel auf Eiern einen individuel­len Nummerncod­e erhalten, der aufzeigt, aus welchem Betrieb die verwendete­n Eier stammen.

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