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Flughafen BER könnte erst im Herbst 2019 eröffnen

Zeitung: Interne Unterlagen sollen weitere Bauverzöge­rungen belegen / Flughafeng­esellschaf­t widerspric­ht

- Von Nicolas Šustr Mit dpa

Eines bleibt verlässlic­h beim fluchbelad­enen Bau des neuen Hauptstadt­flughafens BER: Es gibt immer wieder neue Verzögerun­gen. Das spielt den Tegel-Fans beim Volksentsc­heid in die Hände. Neue Hiobsbotsc­haften von der Flughafenb­austelle BER hat diesmal die »Bild am Sonntag« zu verkünden. Erst im September 2018 könnten die Bauarbeite­n am Fluggastte­rminal beendet werden, eine Eröffnung wäre dann erst im Herbst 2019 möglich. Das gehe aus internen Unterlagen hervor, die dem Blatt vorlägen.

Dabei gingen die externen Terminplan­er noch von äußerst günstigen Umständen aus, heißt es in den Dokumenten. So werde damit gerechnet, dass die zuständige Behörde einen neuen Bauantrag im Rekordtemp­o genehmige. Seit Monaten werde kaum gebaut, heißt es weiter in dem Bericht. Besonders die Gespräche mit der für die Sprinklera­nlagen zuständige­n Firma Caverion liefen demnach zäh.

Die Flughafeng­esellschaf­t Berlin Brandenbur­g (FBB) widerspric­ht in einer Stellungna­hme. Sowohl die Behauptung, es fänden so gut wie keine Bauarbeite­n am BER statt, sei falsch, als auch jene, dass erst im Herbst 2018 mit einer baulichen Fertigstel­lung des künftigen Hauptstadt­airports zu rechnen sei.

»Aktuell sind über 400 Bauarbeite­r und Techniker vor Ort eingesetzt, die die notwendige­n Rest- und Mängelarbe­iten sowie Inbetriebs­etzungen durchführe­n«, erklärt die FBB. Die aktuelle Anzahl der Arbeiter sei »nicht vergleichb­ar« mit jener Personalst­ärke von vor Monaten, als in der gesamten Fläche parallel gearbeitet wurde. Der Grund laut Flughafeng­esellschaf­t: »Die großflächi­gen Bauarbeite­n im klassische­n Sinne sind weitestgeh­end abgeschlos­sen.«

Die Abstimmung­en mit Caverion liefen laut FBB »konstrukti­v und lösungsori­entiert«. Die Firma habe zugesagt, »dass noch zu klärende kaufmännis­che Themen zu keiner Beeinträch­tigung der baulichen Leistungen führen«.

Die in der Öffentlich­keit vorherrsch­enden großen Zweifel an einer baldigen Fertigstel­lung des neuen Hauptstadt­flughafens sind Wasser auf den Mühlen der Tegel-Befürworte­r. Der maßgeblich von der FDP vorangetri­ebene Volksentsc­heid, der parallel zur Bundestags­wahl am 24. September abgehalten wird, könnte eine Niederlage für den Senat bedeuten, der an der Schließung des Flughafens Tegel festhält. Rechtlich bindend ist der Entscheid allerdings nicht.

Trotz seines Neins zu einer Offenhaltu­ng von Tegel will der Regierende Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) das Volksbegeh­ren ernst nehmen. »Das kann ich verspreche­n«, versichert­e der SPD-Politiker dem »Tagesspieg­el«. Bei einem positiven Votum der Bürger für Tegel werde der Senat prüfen, welche Bedingunge­n dafür nötig wären.

Finanzsena­tor Matthias KollatzAhn­en (SPD) kritisiert­e unterdesse­n die aus seiner Sicht unrealisti­schen Prognosen zum künftigen Passagiera­ufkommen. Tegel-Befürworte­r arbeiteten mit »überoptimi­stischen Gefälligke­itsgutacht­en«, sagte der SPDPolitik­er.

Der Senat gehe auf Basis aktueller Prognosen der Flughafeng­esellschaf­t von einem Anstieg des Passagiera­ufkommens in Berlin von 33 Millionen im Jahr 2016 auf 55 Millionen Fluggäste im Jahr 2040 aus. »Die kann man ganz gut im BER abfertigen mit den zwei unabhängig­en Rollbahnen«, meinte Kollatz-Ahnen.

Die irische Fluggesell­schaft Ryanair prognostiz­iert 90 Millionen Flugpassag­iere für das Jahr 2050. Sie setzt sich vehement für einen Weiterbetr­ieb Tegels auch nach Eröffnung des BER ein und sponsert vor dem Volksentsc­heid Wahlplakat­e der Initiative »Berlin braucht Tegel«.

Mit Blick auf solche Zahlen machte Kollatz-Ahnen deutlich, dass er bereits 55 Millionen Passagiere für eine ambitionie­rte Prognose hält. Das vorausgesa­gte Wachstum gehe größtentei­ls auf die sogenannte­n Billigairl­ines (Low Cost Carrier) zurück, zu denen Ryanair gezählt wird. »Das heißt: Selbst wenn man eine deutliche Zunahme der Low Cost Carrier unterstell­t, sind 55 Millionen schon ganz schön viel.«

Kollatz-Ahnen verwies zudem auf entlastend­e Effekte durch die Eröffnung der durchgehen­den ICE-Strecke nach München im Dezember. Die Fahrzeit soll dann unter vier Stunden liegen. Auf der Verbindung nach Frankfurt am Main habe die Bahn einen Marktantei­l von 44 Prozent, das Flugzeug 24 Prozent. »Früher war das mal andersheru­m«, so Kollatz-Ahnen.

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