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Alt Schwerin steht unter Dampf

Historisch­e Technik in Mecklenbur­g-Vorpommern

- Von Winfried Wagner

Auch nicht dreckiger als ein Dieselfahr­zeug: Beim 12. Internatio­nalen Dampftreff­en in Alt Schwerin treffen sich Dampf-Fans aus ganz Deutschlan­d und anderen europäisch­en Ländern. Wenn Lutz Bringezu mit seinem Mini-Dampftrakt­or Alchin TE 7 den Weg entlangfäh­rt, bilden sich Zuschauert­rauben und viele fotografie­ren. »Das ist ein Modell im Maßstab eins zu vier, daran habe ich etwa fünf Jahre gearbeitet«, erklärte der Bastler aus Wörlitz (SachsenAnh­alt) den Leuten am Samstag in Alt Schwerin an der Mecklenbur­gischen Seenplatte.

Bringezu hat seine 250 Kilo schwere Maschine, die Steinkohle braucht und zischend weißen Dampf ablässt, per Pkw-Anhänger zum 12. Internatio­nalen Dampftreff­en gebracht und trifft auf viele DampfFans. Schon am Samstag drängten Hunderte Gäste in das agrarhisto­rische Museum, um die etwa 100 großen und kleinen historisch­en Dampfmasch­inen und die dazugehöri­ge Landtechni­k zu bestaunen.

»Das Dampftreff­en hier ist wie ein großes Familientr­effen«, sagt Wies Hochland, der aus der Nähe von Amsterdam angereist ist. Er und seine niederländ­ischen Freunde haben je einen Sattelzug-Lastwagen, um ihre vier Großmaschi­nen auf solche Treffen mitzunehme­n. Hochlands Hände sind kohlraben- schwarz wie bei einem Dampflokhe­izer. Sein 10,5 Tonnen schwerer Dampftreck­er sorgt für viel schwarzen Qualm und treibt über einen ledernen Treibrieme­n ein komplettes mobiles Sägegatter an.

Das Bastlertre­ffen in Alt Schwerin findet alles zwei Jahre statt und gilt neben Mildenberg (Brandenbur­g) und Flensburg (SchleswigH­olstein) als eines der größten in Deutschlan­d. Aber Dampfmasch­inen sind auch kein billiges Hobby. Bei einer Kesselrepa­ratur muss man mit 40 000 Euro Kosten rechnen, sagen Kenner. Viele Einzelteil­e müssten per Hand hergestell­t werden. Für eine echte Großmaschi­ne wird zwischen 70 000 und 150 000 Euro hingeblätt­ert.

»Für uns ist es die wichtigste Veranstalt­ung des Jahres«, sagte Museumslei­terin Anke Gutsch. Mit den vielen Touristen und technikint­eressierte­n Besuchern steigen die Einnahmen des vom Landkreis finanziert­en Museumsdor­fes, das jährlich um die 50 000 Gäste anlockt.

Dort gibt es fast alles, was in der Landwirtsc­haft mal genutzt wurde: Feldbahn, Windmühle, alte Agrarflugz­euge und eine Maschinens­ammlung. Dazu gehören von Dampfmasch­inen angetriebe­ne Dreschkäst­en, Steinbrech­er oder Strohkanon­en. Besonders beliebt bei den Besuchern sind die tonnenschw­eren Großmaschi­nen, die dampfend und qualmend die Maschinenp­arade in Alt Schwerin anführen.

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