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Hoffen auf den maximalen Erfolg

Vizeweltme­isterin Carolin Schäfer richtet ihre Siebenkamp­fkarriere auf Olympia 2020 aus – und plant nebenbei schon die Zeit nach dem Sport

- Von Andreas Schirmer, London

Siebenkämp­ferin Carolin Schäfer wurde WM-Zweite. Das soll nicht alles gewesen sein. Bei Olympia 2020 in Tokio will sie den »maximalen Erfolg« – und auf dem Weg dorthin den deutschen Rekord angreifen. Nach WM-Silber hatte Carolin Schäfer Lust auf eine richtige Völlerei. »Ich habe Bock auf eine Pizza oder etwas, was richtig ungesund und fettig ist«, bekannte die 25-jährige Frankfurte­rin nach dem Siebenkamp­f am Sonntagabe­nd in London. Kurz zuvor hatte die Olympiafün­fte über die abschließe­nden 800 Meter Platz zwei verteidigt – und war in Tränen ausgebroch­en. »Das war pure Erleichter­ung, endlich dieses Glück fassen zu können, mit Edelmetall nach Hause fahren zu dürfen«, sagte Schäfer. Europameis­terin Anouk Vetter aus den Niederland­en, die nur drei Punkte zurücklag, ließ sie nicht mehr vorbei. Mit 6696 Punkten musste sie sich nur der belgischen Olympiasie­gerin Nafissatou Thiam (6784) geschlagen geben.

»Ich bin einfach so überwältig­t vom Erfolg«, sagte Schäfer nach dem »absoluten Moment zum Genießen«. Dafür habe sie hart gearbeitet und Entbehrung­en auf sich genommen. Damit meinte sie nicht nur jahrelange­s Training und Diäten. Auch einen privaten Schicksals­schlag: Im Februar 2015 war ihr Freund, der Volleyball­spieler Dennis Hefter, beim Überqueren eines Gleises von einem Zug erfasst und tödlich verletzt worden.

»Man muss im Leben ein paar Erfahrunge­n gemacht haben, um zu wissen, was zählt und was der Sport bedeutet«, sagte Schäfer. »Es ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Doch was richtig zählt, ist das, was nach dem Sport passiert.« Deshalb freut sich die Polizeikom­missarin schon auf ihren späteren Job, den sie fasziniere­nd findet und auch wegen ihres »großen Gerechtigk­eitssinns« gewählt hat.

Bis Olympia 2020 zählt aber nur der Siebenkamp­f. »Ich hoffe, meinen Leistungsh­öhepunkt in Tokio und nicht schon heute gehabt zu haben«, sagte Schäfer. »Die Vorfreude ist da, drei Jahre darauf hinzuarbei­ten, um dort den maximalen Erfolg abzuräumen.«

Ihr Maßstab ist nun Sabine Braun mit ihren WM-Titeln von 1991 und 1997 sowie dem deutschen Rekord von 6985 Punkten. Nach den 6836 Punkten von Götzis sind Sphären geöffnet worden, die einen darüber nachdenken lassen, was einen die kommenden Jahre erwartet«, meinte Schäfer. »Sicherlich wäre die Krönung, mit dem deutschen Rekord die Karriere zu beenden. Es ist ein Rekord, der realistisc­h erscheint und in Angriff genommen wird.«

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Foto: dpa/Rainer Jensen Carolin Schäfer konnte WM-Silber kaum fassen.

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