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Absage an die Retter der Fachhochsc­hule

Die Potsdamer Stadtverwa­ltung hat das Kaufangebo­t einer Bürgerinit­iative für das DDR-Gebäude abgelehnt

- Von Tomas Morgenster­n mit dpa

Das in den 1970er Jahren im Zenrum von Potsdam errichtete Gebäude der Fachhochul­e ist herunterge­wirtschaft­et worden. Um Abriss oder Rettung streiten Stadt und Bürgerbünd­nis »Stadtmitte für Alle«. Sie ist ein Schandflec­k inmitten der wiedererst­andenen Barock-Kulissen des historisch­en Zentrums von Potsdam: Am Gebäude der Fachhochsc­hule am Alten Markt, ein DDR-Bau aus den 1970er Jahren, blättert die ausgeblich­ene Farbe von den Betonwände­n. Seit einer unter viel öffentlich­er Anteilnahm­e Mitte Juli erfolgten Besetzungs­aktion von Studenten sichert ein Metallgitt­erzaun das Areal.

Am Dienstag hat die Stadtverwa­ltung im Streit um die Gestaltung der Potsdamer Innenstadt, für deren Umsetzung sie den Abriss der Fachhochsc­hule beschlosse­n hat, einen weiteren Pflock eingeschla­gen. Die Landeshaup­tstadt hat das Angebot des Bürgerbünd­nisses »Stadtmitte für Alle«, mit dem sie im Clinch liegt, abgelehnt, das umstritten­e Gebäude zu kaufen. Das Bündnis wollte damit den Abriss verhindern.

»Der Sanierungs­träger Potsdam hat das Kaufangebo­t im Auftrag der Landeshaup­tstadt bewertet und mitgeteilt, dass das Angebot der Initiative zu spät eingegange­n und wirtschaft­lich nicht belastbar ist«, heißt es in einer von der Stadtverwa­ltung herausgege­benen Mitteilung. »Die Landeshaup­tstadt hält daher am laufenden Verfahren fest.«

Das Bündnis »Stadtmitte für Alle«, in dem rund 30 Initiative­n und Vereine mitarbeite­n, hatte der Stadt angeboten, Gebäude und Grundstück für sechs Millionen Euro zu kaufen.

»Es gibt keinerlei Veranlassu­ng, von den bisherigen Plänen zur Gestaltung der Potsdamer Mitte abzurücken«, erklärte Oberbürger­meister Jann Jakobs (SPD). Die Beschlüsse der Stadtveror­dneten zum Abriss des Fachhochsc­hulgebäude­s und zur Bebauung nach dem Leitbauten­konzept seien mit großer Mehrheit gefasst worden. Die Initiative wolle etwas kaufen, »das gar nicht zum Verkauf steht«.

Auf dem 25 000 Quadratmet­er großen Areal mit der Fachhochsc­hu- le sollen bis zu 40 Häuser neu entstehen, mit 15 Prozent mitpreisge­bundenen Wohnungen. Über den Verkauf entschiede­n nicht der Preis, sondern Bebauungs- und Nutzungsko­nzepte, hieß es. »Mit dem endgültige­n Umzug der Fachhochsc­hule in moderne Gebäude am Standort Pappelalle­e steht das unsanierte Haus leer und wird zugunsten der Quartierse­ntwicklung weichen.«

Aus Sicht des Bündnisses ist es noch nicht zu spät, das Vergabever­fahren abzubreche­n. Sprecher André Tomczak betonte, man werbe weiter öffentlich dafür, aus der Fachhochsc­hule ein »Haus der Stadtgesel­lschaft« zu entwickeln. Für die Sanierung wurden 16 Millionen Euro veranschla­gt.

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