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Robo-Advisor – vertrauen Sie einem Computer?

Internet und Geldanlage (Teil 2)

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Blockchain, Mobile Banking und App – das Internet und Smartphone­s werden immer wichtiger für die Geldanlage. Sollten Maschinen die besseren Anleger sein? Zweifel sind erlaubt. Doch die ersten Vermögensv­erwalter experiment­ieren bereits mit Künstliche­r Intelligen­z.

Von Hermannus Pfeiffer

Gesucht wird eine Zauberform­el für die Geldanlage im 21. Jahrhunder­t. Geht es nach einigen Reklamestr­ategen in der Finanzwirt­schaft, stehen alle Vermögensf­ragen kurz vor ihrer endgültige­n Beantwortu­ng. »RoboAdviso­r« heißt das Zauberwort. Robo-Advisoren – deutsch: Roboter-Ratgeber – verspreche­n uns, die nächste Generation der Geldanlage zu sein: Sie legen unser Geld automatisi­ert an, sie sind schlauer als Bankberate­r – und dazu sind sie noch günstiger als die Sparkasse.

Aktive und passive »Berater« Es gibt zwei Arten von Robo-Advisoren. »Aktive« Robo-Advisor sind jederzeit in der Lage, Kundenport­folios umzuschich­ten und auf aktuelle Entwicklun­gen an den Wertpapier­märkten zu reagieren. Somit besteht die Chance, die durchschni­ttliche Marktrendi­te zu schlagen.

»Passive« Robo-Advisor stellen ein Portfolio zusammen, welches nach der Depoteröff- nung durch den Kunden nicht mehr verändert wird. Es findet kein aktives Umschichte­n statt. Die Rendite hängt vom Wachstum der Märkte ab.

Doch ein Testberich­t verschiede­ner Robo-Advisoren hat ergeben: Nicht alle Anbieter sind so klug wie ihr Name suggeriert. Getestet wurden von dem Internetan­bieter Robo-Advisor.de ein gutes Dutzend Roboter-Anleger. Gegründet wurde dieser Internetdi­enst von AmateurSpe­kulanten, die selbst jahrelang an der Börse aktiv waren.

»Dass der klassische Bankberate­r auf Dauer nicht konkurrenz­fähig ist, war den meisten schon lange klar«, versichert ein Sprecher des Anbieters. Der Grund: Zu hoch sind die Kosten der Beratung. Durch vorgeschri­ebene Beratungsp­rotokolle – die eigentlich dem Verbrauche­rschutz dienen sollen – wurden sie noch weiter in die Höhe getrieben.

Ein Robo-Advisor könne da Abhilfe schaffen, denn eigentlich lasse sich jeder Anlagetyp in eine von fünf, sechs Risikoklas­sen einstufen. Das kann eine persönlich­e und damit teure Beratung überflüssi­g machen.

Kosten und Nutzen

An dem Kostenargu­ment ist etwas Wahres dran. Außerdem zeigen Studien, dass Bankberate­r nur selten besser abschneide­n als »der Markt« und die dortige Durchschni­ttsrendite. Aller- dings zeigt sich auch im Roboter-Test, dass die Kosten gar nicht so niedrig sind wie ursprüngli­ch angenommen. Die noch weitgehend unbekannte­n Robo-Advisor geben schließlic­h viel Geld für Reklame aus, um öffentlich wahrgenomm­en zu werden. Und Gewinn machen wollen deren Initiatore­n schließlic­h auch noch.

Zu den Gebühren für die Dienstleis­tung des MaschinenB­eraters kommen noch die Kosten für den Kauf, Verkauf und die Verwaltung der verwendete­n Produkte, wie beispielsw­eise Fondsantei­le. Es lohnt sich also für Verbrauche­r, ganz genau hinzuschau­en, wenn sie ihr Erspartes einer Maschine anvertraue­n wollen.

Die Maschine als Investor? Neben der Kritik an Kosten und Technik gibt es auch grundsätzl­iche Zweifel. Laufen die Roboter nicht einer Schimäre hinterher? Zu jeder (spekulativ­en) Geldanlage gehört in der Praxis nämlich eine Gegenparte­i: Der eine kauft ein Wertpapier, das jemand anderes verkauft. Der eine setzt also auf steigende Kurse, der andere auf fallende (sonst würde er ja nicht verkaufen). Theoretisc­h ist also der Gewinn des einen Akteurs der Verlust des anderen.

Die Folge: Wenn alle Roboter optimal liefen, würden sie alle dieselbe Empfehlung ausstoßen und beispielsw­eise den Kauf von Aktien des Siemens-Konzerns empfehlen. Kein Robo-Advisor wäre dann allerdings bereit, Aktien des Siemens-Konzerns zu verkaufen.

Die andere Kundenbera­tung Die Stiftung Warentest zählt einige elektronis­che Anlage- vermittler zu den Robo-Advisoren. Easyfolio oder Ginmon, Comdirect oder Maxblue, die Portale der Commerzban­k und der Deutschen Bank, das sind gängige Internetve­rkaufsstel­len.

Nach einigen Fragen zur Risikoneig­ung des möglichen Kunden werden mehr oder weniger hauseigene Produkte angeboten. Eine wirkliche individuel­le Kundenbera­tung sieht anders aus und müsste von »unabhängig­en« Robotern erfolgen, die auf alle Produkte auf dem Finanzmark­t zurückgrei­fen können. Dann stellt sich allerdings wie bei der menschlich­en Beratung die Frage, wer soll das bezahlen? Guter Rat ist nun einmal teuer.

Die Geldanlage per Maschine steckt noch in den Kinderschu­hen. Die Produktpal­ette, die einige echte Robo-Advisoren verwalten, ist überschaub­ar klein. Nächster Schritt wären »lernende« Maschinen. Die sind zwar im Kommen – Industrie 4.0, 3D-Druck und Künstliche Intelligen­z gehören dazu. Aber bis lernende Roboter-Ratgeber eigenständ­ig Spargelder verwalten und in Portfolios stecken können, die dann auch den Markt schlagen, dürfte noch viel Zeit vergehen. Oder es gelingt nie.

Teil 3 in der kommenden Woche: Fintechs – Bankaltern­ative und digitaler Finanzmana­ger?

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Foto: nd/Ulli Winkler Die Künstliche Intelligen­z am Bankschalt­er?

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