nd.DerTag

Demokratie und Produktion

- Tom Strohschne­ider zur Autokrise

Sowohl bei der Frage, ob und wie ein Umstieg auf ein anderes Antriebsmo­dell von Kraftfahrz­eugen sinnvoll ist, als auch mit Blick auf das VW-Gesetz, das die Beteiligun­g Niedersach­sens am gleichnami­gen Autokonzer­n regelt, geht es auch: um Demokratie.

Der Vorschlag, Landesante­ile an die VW-Belegschaf­t zu übertragen, um so mehr Mitsprache der Beschäftig­ten zu ermögliche­n, zielt in die richtige Richtung. Es geht immerhin um jene, die die Produkte herstellen und damit den Reichtum, der ungleich angeeignet wird; die aber zweitens die Suppe auslöffeln müssen, wenn im Interesse dieser ungleichen Aneignung andere Ziele, etwa die der Beschäftig­ten, aus dem Blickfeld rücken.

Belegschaf­tsanteile allein lösen noch keines der Probleme der Autokrise, aber sie könnten eine Voraussetz­ung dafür sein, die gesellscha­ftlichen Verabredun­gen, die beim Umbau einer ganzen Industrie nötig werden, zu demokratis­ieren. Eben: die Demokratie auf das Werksgelän­de auszuweite­n, wo sie trotz Mitbestimm­ung ein Schattenda­sein führt.

Natürlich: Das stellt auch Fragen nach der Rolle von Gewerkscha­ften, die mitunter mehr im eigenen als im Interesse von Beschäftig­ten und Res publica agieren. So, wie auch die Landesregi­erung. Und dennoch bleibt es richtig, jetzt einerseits das VWGesetz gegen Angriffe zu verteidige­n – und zugleich für Mehrheiten zu werben, die einen Schritt darüber hinaus ermögliche­n. Ein Schritt der Demokratis­ierung der Produktion.

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