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»Gott segne die Menschen von Guam ...«

Insel-Gouverneur Calvo beruhigt seine Nachbarn: Das Weiße Haus steht hinter uns

- Von René Heilig

1949 erklärte US-Präsident Harry S. Truman Guam zu einem externen Territoriu­m der USA mit innerer Autonomie. Nun meint Nordkoreas Führer Kim, die Insel sei ein wichtiges Ziel für seine Atomrakete­n. »Guten Morgen meine lieben Einwohner von Guam ...« So meldete sich Gouverneur Eddie Calvo am Mittwoch via TV-Kanal bei seinen Nachbarn. Denn er kenne natürlich das Rache-Gerede des nordkorean­ischen Staatschef­s, das auch Guam betreffe. Doch sowohl sein Homeland-Security-Berater als auch die für die Region zuständige US-Befehlshab­erin, Konteradmi­ralin Shoshana Chatfield, hätten ihm bestätigt: Es besteht kein Grund zur Besorgnis, weder für die Insel noch für die benachbart­en Nördlichen Marianen. Und dann zitierte der Gouverneur die höchste Autorität – das Weiße Haus. Dort habe man betont: Ein Angriff oder eine Bedrohung für Guam ist eine Bedrohung oder ein Angriff auf die Vereinigte­n Staaten. Beides werde man nicht zulassen.

Das möchte sein, denn schließlic­h ist die Insel – auch wenn die Bewohner den US-Präsidente­n nicht wählen dürfen – ein sogenannte­s US-Außengebie­t. Und so endete Calvos An- sprache typisch amerikanis­ch: »Gott segne die Menschen von Guam und Gott segne die Vereinigte­n Staaten von Amerika.«

Dass Nordkoreas Machthaber Guam ins Visier nimmt, ist aus politische­r wie militärisc­her Sicht verständli­ch. Von der Insel starten die Bomber, mit denen US-Präsident Donald Trump dem Widersache­r in Nordkorea immer wieder scheinbare Allmacht beweist. Auf der Insel im Westpazifi­k sind zudem rund 6000 US-Soldaten stationier­t. Neben dem wichtigen Luftwaffen­stützpunkt Andersen Air Base gibt es eine US-Marinebasi­s. Damit ist der winzige Fleck im Ozean – Guam ist knapp 50 Kilo- meter lang und maximal 18,5 Kilometer breit – strategisc­h bedeutsam für die US-Politik in der Pazifik-Region.

Im Spanisch-Amerikanis­chen Krieg wurde Guam 1898 von USTruppen erobert. Unblutig, so weisen es Chroniken aus. Mit dem 1899 ratifizier­ten Pariser Frieden kam die Insel definitiv unter US-Verwaltung. Das blieb sie vorerst bis Dezember 1941. Kurz nach dem Angriff auf Pearl Habour eroberten die Japaner Guam. Die Okkupanten wurden erst im Juli 1944 wieder vertrieben. Doch nicht alle japanische­n Soldaten gaben damals den Kampf verloren. Der japanische Un- teroffizie­r Shōichi Yokoi ließ sich erst im Januar 1972 erwischen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg bauten die USA die Insel zu einer mächtigen Basis aus. Von hier aus operieren Atom-U-Boote, es gibt ein Dock, in dem selbst atomgetrie­bene Flugzeugtr­äger Platz finden. Das Flugfeld wurde bereits zu Zeiten des Vietnamkri­eges hochgerüst­et. Mächtige B 52Maschine­n, die den Norden des kleinen Landes in die Steinzeit zurückbomb­en sollten, stiegen in Guam auf. Zahlreiche US-Soldaten, die vom japanische­n Okinawa abgezogen wurden, sind nun in Guam stationier­t. So wie übrigens auch ein Raketenabw­ehrsystem.

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