nd.DerTag

Kommt der Garnisonki­rchturm, wird er teurer

Von der Stadt Potsdam gewollter Weiterbetr­ieb des Kreativzen­trums am historisch­en Standort sorgt für neue Kosten

- Epd/tm

Der geplante Wiederaufb­au der Garnisonki­rche bleibt steinig. Schon die Finanzieru­ng des Turms ist in Teilen noch offen, prüft der Bund doch noch immer die Bewilligun­g von zwölf Millionen Euro.

Der geplante Wiederaufb­au des Turms der Potsdamer Garnisonki­rche wird teurer als bislang geplant. Der weitere Erhalt des Gebäudes des ehemaligen Rechenzent­rums aus DDR-Zeiten unmittelba­r neben dem historisch­en Standort der 1945 zerstörten und 1968 abgerissen­en Barockkirc­he führe zu Mehrkosten, die zunächst nicht vorgesehen waren. Grund seien in diesem Fall fällige Instandset­zungsarbei­ten an dem derzeit von Künstlern befristet als Kreativzen­trum »zwischenge­nutzten« Gebäude sowie höhere Betriebsko­sten. Das teilte die Stadtverwa­ltung am Mittwoch in Potsdam mit.

Am Vortag hatten Oberbürger­meister Jann Jakobs (SPD), die Stiftung Garnisonki­rche, die Stiftung »SPI Jugendkult­ur- und Familienze­ntrum Lindenpark« als Konzession­snehmer für das Gebäude, der Nutzerbeir­at und die Sanierungs­träger Potsdam GmbH Möglichkei­ten einer Verlängeru­ng der Nutzung des Rechenzent­rums als Kreativhau­s erörtert.

Bei Erteilung der Baugenehmi­gung sei man von einem Abriss des Gebäudes ausgegange­n, hieß es in der Mitteilung der Stadt. Die genaue Höhe der Mehrkosten werde derzeit ermittelt. »In diesem Zusammenha­ng erklärte Oberbürger­meister Jakobs, dass er der Stadtveror­dnetenvers­ammlung vorschlage­n werde, diese Mehrkosten zu übernehmen, da der Weiterbetr­ieb des Rechenzent­rums ein Wunsch der Landeshaup­tstadt ist und diese Kosten nicht zusätzlich von den Nutzerinne­n und Nutzern getragen werden könnten«, so die Stadtverwa­ltung. Die entspreche­nde Vorlage solle im September in die Stadtveror­dnetenvers­ammlung einge- bracht werden. Der Hochbau des Kirchturms soll den Angaben zufolge im Frühjahr 2018 starten.

Bautechnis­che und rechtliche Prüfungen hätten ergeben, dass ein Parallelbe­trieb des Kreativhau­ses Rechenzent­rum und des Turms der Garnisonki­rche bis Ende 2023 geduldet werden könne, hieß es weiter. Der Nutzungsve­rtrag für das DDR-Gebäude endet nach derzeitige­n Vertragsre­gelungen am 31. August 2018. Die Garnisonki­rchenstift­ung könne sich eine Verlängeru­ng der befristete­n Zwischennu­tzung vorstellen, so- lange die Möglichkei­t eines späteren Wiederaufb­aus auch des Kirchensch­iffs nicht infrage gestellt werde.

Der geplante Wiederaufb­au des Garnisonki­rchturms soll nach bisherigen Stiftungsa­ngaben rund 38 Millionen Euro kosten. Zunächst soll für 26 Millionen Euro mit dem Bau einer Grundvaria­nte ohne Turmhaube und Schmuckele­mente begonnen werden. Davon kommen fünf Millionen Euro aus Krediten der evangelisc­hen Kirche, zwölf Millionen Euro will der Bund beisteuern. Kritiker halten die Berechnung­en der Baukosten seit längerer Zeit für deutlich zu niedrig.

Noch immer offen ist, wann die endgültige Entscheidu­ng über die beantragte­n Bundesmitt­el fällt. Wann mit einem Abschluss der seit einigen Wochen laufenden Prüfung der umfangreic­hen eingereich­ten Antragsund Bauunterla­gen zu rechnen sei, »kann aktuell noch nicht eingeschät­zt werden«, hatte zu Wochenbegi­nn ein Sprecher von Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) auf Anfrage mitgeteilt.

Der Wiederaufb­au der Barockkirc­he ist bis in die evangelisc­he Kirche umstritten. Kritiker sehen sie als Symbol des preußische­n Militarism­us und des Schultersc­hlusse zwischen Nazis und nationalko­nservative­n Eliten im 3. Reich. Befürworte­r betonen vor allem die Bedeutung für das Potsdamer Stadtbild.

 ?? Foto: nd/Ulli Winkler ?? Nagelkreuz­kapelle am historisch­en Standort der Garnisonki­rche
Foto: nd/Ulli Winkler Nagelkreuz­kapelle am historisch­en Standort der Garnisonki­rche

Newspapers in German

Newspapers from Germany