nd.DerTag

Norovirus sorgt für Aufruhr in London

Bei den Leichtathl­etik-Weltmeiste­rschaften machen den Beteiligte­n Magen-Darm-Probleme zu schaffen

- Von Kristof Stühm und Christoph Leuchtenbe­rg, London SID/nd

Der Norovirus versetzt die Verantwort­lichen der Leichtathl­etik- WM in Aufruhr. Der Top-Sprinter Isaac Makwala wurde sogar unter Quarantäne gestellt – für ihn ist die WM damit beendet. Keine Umarmungen, kein Händeschüt­teln – aber dafür jede Menge Desinfekti­onsmittel: Am Rande der Leichtathl­etik-WM in London ist der Norovirus ausgebroch­en und versetzt die Teams in Aufruhr. Mindestens 30 Athleten und Betreuer haben mit Magen-Darm-Problemen zu kämpfen, zwei Fälle von Norovirus wurden von offizielle­r Seite bestätigt, 13 Verdachtsf­älle sind noch nicht geklärt.

Die Betroffene­n leiden unter Erbrechen und Durchfall, nach einem Krisentref­fen mit dem Weltverban­d IAAF arbeiten die WM-Macher und die britischen Behörden mit Hochdruck an einer Lösung des Problems, »um die Kontrolle über die Infektione­n zu bekommen und die Ausbreitun­g der Krankheit einzugrenz­en«, teilte die Gesundheit­sbehörde PHE mit.

Das Zentrum der Erkrankung ist ausgerechn­et das deutsche Teamhotel »The Tower« mitten in der Londoner Innenstadt, zwischen den St. Katharine Docks und der Touristena­ttraktion Tower Bridge. Doch die Delegation des Deutschen Leichtathl­etik-Verbands (DLV) kam bisher relativ glimpflich davon. Präsident Clemens Prokop gab erst einmal Entwarnung. »Ich habe den Eindruck, dass man das Problem in den Griff bekommen hat«, sagte er.

Vier Athleten und einige Betreuer waren bereits Ende vergangene­r Woche erkrankt. »Wir haben daraufhin zusammen mit der medizinisc­hen Kommission der IAAF Gespräche geführt, und die Hygienesta­ndards im Hotel wurden kurzfristi­g deutlich er- höht«, sagte Andrew Lichtentha­l, leitender Verbandsar­zt des DLV. Den Betroffene­n geht es wieder gut. Die deutschen Speerwerfe­r um Olympiasie­ger Thomas Röhler wurden vorsichtsh­alber aber trotzdem in einem anderen Hotel untergebra­cht.

Zudem wurden die deutschen Athleten angewiesen, als Vorsichtsm­aß- nahme verstärkt Desinfekti­onsmittel zu benutzen, sich regelmäßig die Hände zu waschen, überschwän­gliche Umarmungen, Handshakes sowie offen liegendes Obst zu meiden. Im Hotel gibt es auch kein Essen mehr am Buffet, neben der deutschen Mannschaft sind dort auch zahlreiche andere Nationen untergebra­cht.

Fast schon tragisch waren die Folgen der Erkrankung für Top-Sprinter Isaac Makwala. Der schnelle Mann aus Botswana galt als Medaillenk­andidat über die 200 und 400 Meter. Doch die IAAF verweigert­e Makwala bereits am Montag den Start bei den Vorläufen über 200 Meter und stellte ihn wegen der Ansteckung­sgefahr für 48 Stun-

den unter Quarantäne. Makwala fuhr am Dienstagab­end trotzdem zum Finale über 400 Meter zum Stadion und war bereit, Titelverte­idiger Wayde van Niekerk herauszufo­rdern. Doch die Offizielle­n ließen ihn nicht laufen.

»Das ist nicht fair. Ich glaube fast, das ist Sabotage«, sagte der völlig frustriert­e 30-Jährige dem britischen Fernsehsen­der ITV über sein WM-Aus. »Sie haben mir nicht mal zugehört. Sie haben nur gesagt: Nein, du kannst nicht laufen, weil du krank bist«, so Makwala. Er fühlt sich vom Weltverban­d diskrimini­ert: »Ich frage mich, was passiert wäre, wenn ich ein britischer Athlet gewesen wäre. Hätten sie mir dann auch nicht erlaubt zu laufen? Es zerbricht mir das Herz.«

»Ich frage mich, was passiert wäre, wenn ich ein britischer Athlet gewesen wäre. Hätten sie mir dann auch nicht erlaubt zu laufen?« Isaac Makwala

 ?? Foto: AFP/Jewel Samad ?? Der Südafrikan­er Isaac Makwala steht unter Quarantäne – das bedeutet für ihn das Aus der WM.
Foto: AFP/Jewel Samad Der Südafrikan­er Isaac Makwala steht unter Quarantäne – das bedeutet für ihn das Aus der WM.

Newspapers in German

Newspapers from Germany