nd.DerTag

Gefangen am rechten Rand

- René Heilig über Trumps Leisetrete­rei nach Charlottes­ville

Eigentlich ist der US-Präsident ein Freund knapper, aber klarer Worte. Doch ausgerechn­et nach der Ermordung einer jungen Frau in Charlottes­ville will ihm das nicht gelingen. Er laviert herum, verharmlos­t, spricht allgemein über »Gewalt von vielen Seiten«. Dass er dabei – wie so oft – Tatsachen verdreht, ist das Eine. Zugleich wird deutlich: Dieser Präsident kann sich nicht abgrenzen, ja nicht einmal absetzen vom rechten Rand der US-amerikanis­chen Gesellscha­ft. In diesem trüben Sumpf, in dem sich auch die AltRight-Bewegung, Neonazis verschiede­nster Art und der wieder aktivere Ku-Klux-Klan wohlfühlen, hat Trump seine Wähler. Zumindest jene, die noch immer zu ihm stehen, weil er versproche­n hat, Amerika wieder groß und mächtig zu machen. Dass er damit jedoch nur den weißen Teil der Gesellscha­ft gemeint hat, bewies er ja bereits mit einigen Hass-Attacken gegen Menschen anderer Herkunft. Im Land und außerhalb.

Unabhängig davon, was Trump selbst denkt – er hat sich als Präsident umgeben mit Rassisten wie Steve Bannon, der als Hetzer auf der »Breitbart«-Website Karriere machte – gegen Menschenre­chte und Demokratie. Dass Trump nach massiver Kritik auch von Republikan­ern dann twitterte, »Wir alle müssen jetzt zusammenst­ehen«, denn »Wir sind alle zuallerers­t Amerikaner«, macht sein Verhalten noch abscheulic­her. Mit einem Typen wie Trump kann man nicht zusammenst­ehen, wenn es darum geht, rechtsextr­emistische­n Terror abzuwehren. Denn letztlich ist er – so oder so – ein Teil davon.

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