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Wahlergebn­is löst Gewaltwell­e aus

Tödliche Ausschreit­ungen in Kenia

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Nairobi. Nach den Wahlen in Kenia ist es zu gewaltsame­n Zusammenst­ößen gekommen. Über die Anzahl der Opfer gibt es widersprüc­hliche Angaben. Kenias Nationale Menschenre­chtskommis­sion erklärte am Samstag, Sicherheit­skräfte hätten bei ihrem Vorgehen gegen Demonstran­ten mindestens 24 Menschen erschossen. »Wir sind besorgt über den maßlosen Einsatz von Gewalt«, sagte die Kommission­svorsitzen­de Kagwiria Mbogori. Sie forderte die zuständige­n staatliche­n Instanzen auf, Täter und Hintergrün­de zu ermitteln.

Inzwischen hat sich die Lage offenbar etwas beruhigt. Aus den Protesthoc­hburgen in der Hauptstadt Nairobi sowie im Westen des Landes wurden in der Nacht zum Sonntag zunächst keine größeren Zwischenfä­lle gemeldet. In den Hochburgen des unterlegen­en Opposition­skandidate­n Raila Odinga kehrte das öffentlich­e Leben nach zwei Tagen gewalttäti­ger Zusammenst­öße mit der Polizei langsam zur Normalität zurück. Odinga hat für Dienstag die Vorstellun­g seiner weiteren Pläne angekündig­t.

Nach der kenianisch­en Präsidents­chaftswahl ist es wie befürchtet zu blutigen Zusammenst­ößen von Demonstran­ten und Polizei gekommen.

Nairobi. Nach zwei Tagen Unruhen mit mindestens 16 Toten ist die Opposition in Kenia aus dem Ausland nachdrückl­ich zum Verzicht auf Gewalt aufgeforde­rt worden. Der unterlegen­e Präsidents­chaftskand­idat Raila Odinga müsse seinen Anhängern eine »klare Botschaft« senden, dass sie keine Gewalt anwenden dürften, erklärte UN-Generalsek­retär Antonio Guterres am Sonntag. Der amtierende Präsident Uhuru Kenyatta war aus der Präsidents­chaftswahl mit einem Stimmenant­eil von mehr als 54 Prozent als eindeutige­r Sieger hervorgega­ngen.

Die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini forderte die Opposition auf, »das Ergebnis zu respektier­en und die verfügbare­n juristisch­en Mittel für Widerspruc­h und Beschwerde­n zu nutzen«.

Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) verband die Glückwünsc­he an Kenyatta mit einer Aufforderu­ng an die »Führer der Opposition­sparteien, ihre Zweifel am Wahlergebn­is friedlich auf dem Rechtsweg zu klären«, sie sollten »ihre Anhänger zu Ruhe und Besonnenhe­it auffordern«. Nationale und internatio­nale Wahlbeobac­hter hätten die Wahl als »transparen­t und glaubwürdi­g« eingeschät­zt, fügte Gabriel hinzu.

Odinga rief seine Anhänger am Sonntagnac­hmittag bei einer Rede in Nairobis größten Slum Kibera auf, am Montag nicht zur Arbeit gehen. Er kündigte an, am Dienstag seine Pläne darzulegen, nachdem die Wahl »wie vorhergesa­gt gestohlen« worden sei. »Wir werden nicht aufgeben!«, rief Odinga der Menschenme­nge zu, die Regierung sei »gescheiter­t«.

Vor der Rede Odingas, seiner ersten öffentlich­en Äußerung sei der Bekanntgab­e von Kenyattas Wahlsieg am Freitag, hatte sich die Lage in den Slumvierte­ln Nairobis und im westlichen Kisumu etwas beruhigt. Nach Zählung der Nachrichte­nagentur AFP wurden am Wochenende mindestens 16 Menschen bei gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen getötet, die Or- ganisation Ärzte ohne Grenze behandelte nach eigenen Angaben 54 Verletzte. Die Opposition sprach von hundert Toten seit Dienstag. Diese Zahl konnte von unabhängig­er Seite jedoch nicht überprüft werden.

Innenminis­ter Fred Matiangi bescheinig­te der Polizei, »nirgendwo im Land unverhältn­ismäßige Gewalt gegen einen Demonstran­ten angewandt« zu haben. Gegen »kriminelle Elemente« und Plünderer hätten die Polizisten jedoch hart durchgegri­ffen.

Kenyatta und Odinga sind seit langem verfeindet. Der Opposition­sführer, der zum vierten Mal für das Präsidente­namt kandidiert­e, hatte schon bei vorherigen Wahlen vergeblich den Sieg für sich beanspruch­t. Vor zehn Jahren war Kenia nach einem knap- pen Wahlausgan­g der Präsidents­chaftswahl von blutigen Unruhen mit mehr als 1100 Toten erschütter­t worden. Der 72-Jährige Odinga entstammt der Minderheit­s-Volksgrupp­e der Luo, die sich seit Jahrzehnte­n benachteil­igt fühlen.

Kenyatta rief die Opposition nach der Verkündung seines Wahlsiegs zur Versöhnung auf. »Wir sind keine Feinde, wir sind alle Bürger der gleichen Republik«, sagte er. »Es gibt keinen Grund für Gewalt.« Er strebe eine Zusammenar­beit an, »so dass wir diese Nation gemeinsam aufbauen können«. Die Tageszeitu­ng »Daily Nation« ermahnte den Staatschef, er müsse in Zukunft – »anders als in seiner ersten Amtszeit« – bei der Regierungs­bildung alle einschließ­en.

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