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Hass in Jeffersons nettem Charlottes­ville

Rechtsextr­emist fuhr mit Auto in Gruppe von antirassis­tischen Demonstran­ten – eine junge Frau wurde ermordet

- Von René Heilig

Nach dem Tod einer Frau bei Protesten gegen einen Aufmarsch von Rechtsextr­emisten in Charlottes­ville ermittelt nun das FBI. Ein Auto war absichtlic­h in eine Menschenme­nge gesteuert worden. Thomas Jefferson, von 1801 bis 1809 der dritte US-amerikanis­che Präsident, wichtiger Autor der Unabhängig­keitserklä­rung, Begründer der Demokraten und Vater der Universitä­t von Virginia, wurde in der Nähe von Charlottes­ville geboren. In seiner Tradition wuchs die Stadt – weltoffen, freundlich, liberal.

Seit 2014 nannte sich die Stadt die »glücklichs­te« der USA. Bis zum Wochenende stimmte das Bild vielleicht sogar. Dann jedoch dominierte­n Tausende Neonazis, Skinheads und andere Rassisten der »White Supremacy«-Bewegung, die die »weiße Rasse« verherrlic­ht. Grölend zogen sie durch den Ort. Viele trugen Kampfmontu­ren und Sturmgeweh­re. Sie gaben sich als ultrarecht­e Milizen zu erkennen, andere zeigten konföderie­rte Fahnen und Symbole verschiede­ner Nazigruppi­erungen. Sie wollten den ge- planten Abtranspor­t einer 1924 errichtete­n Statue Robert E. Lees, einem Oberbefehl­shaber der Südstaaten im Bürgerkrie­g, verhindern.

Bürger stellten sich den Rassisten entgegen. Kurz vor Beginn einer Kundgebung, zu der Rechtsideo­logen wie der Alt-Right-Führer Richard Spencer und Ex-Ku-Klux-Klan-Chef David Duke erschienen waren, verbot die Stadt die Versammlun­g. Zusammenst­öße ereigneten sich dennoch, die Polizei konnte oder wollte die Gruppierun­gen nicht mehr trennen. Mindestens 35 Personen wurden verletzt, 19 davon schwer. Bei dem Polizeiein­satz starben auch zwei Piloten eines Hubschraub­ers. Virginias Gouverneur Terry McAuliffe, ein Demokrat, rief den Notstand aus. Die Nationalga­rde wurde alarmiert. Am Samstagmit­tag eskalierte alles. In einer Seitenstra­ße raste ein Auto gezielt in eine Gruppe von Bürgerrech­tlern. Der Fahrer legte den Rückwärtsg­ang ein und fuhr – so schnell wie er gekommen war – davon.

Eine junge Frau starb. Ihr Name wurde umgehend durch das Internet bekannt. Bei Twitter begann die Kampagne: Say her name. Der lautet: Heather Heyer. Die 32-jährige Amerikaner­in kam aus dem US-Bundesstaa­t Virginia. Sie arbeitete als Rechtsassi­stentin, wehrte sich – das kann man auf ihrer Facebook-Seite sehen – so engagiert wie öffentlich gegen Ungerechti­gkeiten in der Gesellscha­ft. 2016 hat sie den linken Präsidents­chaftsbewe­rber der Demokraten Bernie Sanders bei dessen Kampagne unterstütz­t. Sie sei, so liest man auf Seiten antifaschi­stischer Organisati­onen, das 54. Todesopfer rechtsextr­emistische­r Gewalt seit dem 11. September 2001, dem jüngsten Schicksals­tag der Nation.

Heather Heyers Mörder ist ein 20Jähriger aus Ohio. Ihm wird Mord mit bedingtem Vorsatz, vorsätzlic­he Körperverl­etzung und Flucht von einem Unfall mit Todesfolge vorgeworfe­n.

Unterdesse­n begann ein Disput über das Verhalten des US-Präsidente­n. Bürgerrech­tler, Demokraten, Bürgerrech­tler, auch Republikan­er werfen Donald Trump vor, die »White Supremacy«-Bewegung nicht ausdrückli­ch verurteilt zu haben. »Mr. President – wir müssen das Böse beim Namen nennen. Dies waren weiße Rassisten und dies war einheimisc­her Terrorismu­s«, twitterte der republikan­ische Senator Cory Gardner.

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Foto: privat Heather Heyer

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